Wahlanalyse SachsenViele 18- bis 34-Jährige haben AfD gewählt
Auch viele junge Wähler haben am Wochenende bei den Landtagswahlen die AfD gewählt. Der Journalist Josa Mania-Schlegel wohnt in Leipzig. Er versucht das Wahlergebnis zu erklären und sieht im Wahlkampf von Ministerpräsident Kretschmer einen Weg, die Gesellschaft zusammen zu bringen.
Bei den Landtagswahlen in Sachsen hat die AfD ihre besten Ergebnisse zwar unter Wählern mittleren Alters zwischen 35 und 59 geholt – doch auch bei vielen jungen Wählern konnte sie punkten: 20 Prozent der 18- bis 24-Jährigen in Sachsen haben der AfD ihre Stimme gegeben. Bei den 25- bis 34-Jährigen holte die AfD sogar 26 Prozent – und ließ damit die Konkurrenz deutlich hinter sich. Dabei gibt es in Sachsen – mit Leipzig und Dresden – große Städte, die eher als links-liberal gelten. Wie passt das zusammen?
Josa Mania-Schlegel berichtet über und aus dem Osten Deutschlands. Er ist überrascht von den Ergebnissen der Landtagswahl in Sachsen, denn er sei davon ausgegangen, dass die jungen Menschen im Osten eher links wählen würden. Es sei aber natürlich klar, dass nicht jeder junge Ostdeutsche etwa zu "Fridays For Future" gehe, so Mania-Schlegel. Es gebe ja vor allem in Ostsachsen Widerstand gegen Klimathemen. Im Osten von Sachsen, genauer in der Lausitz, ist der Braunkohletagebau ein entscheidender Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor. Allerdings wird auch dort über einen Ausstieg diskutiert.
"Ich dachte immer, dass junge Leute eher links wählen."
Er könne sich das Wahlergebnis so erklären, dass die älteren Menschen in Sachsen jetzt die CDU gewählt hätten, um noch ihren Dank für die Wiedervereinigung zu zeigen. Der Lebensstandard dieser Menschen sei ja damals gestiegen. Die jüngeren Leute hätten diese Aufwertung und diesen Aufschwung nie erfahren und würden sich heute ganz anders mit Westdeutschland vergleichen.
"Alte sächsische Rentner haben die AfD quasi verhindert."
Man dürfe die AfD-Wählerinnen und -Wähler nicht weiterhin als Protestwähler sehen. Die AfD habe Pläne für die Menschen in Sachsen, etwa die Braunkohle in dem Bundesland noch möglichst lange am Leben zu halten. "Die Leute haben Angst, dass in drei Jahren Greta kommt und die Kraftwerke abgeschaltet werden", sagt Mania-Schlegel. In diese Perspektive müsse man sich auch ein bisschen reindenken.
Michael Kretschmer als Vorbild für andere Parteien
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer habe im Wahlkampf aber gezeigt, wie man Stimmen sammeln könne, ohne die AfD zu sein. Kretschmer sei eben viel im Bundesland herumgereist und habe versucht jeden Bürger einzeln zu sprechen. Viele Leute hätten den Kontakt zur Politik verloren, würden sich nur noch über Facebook-Gruppen informieren und da habe Kretschmer den direkten Kontakt an der Haustür gesucht. "Das müssen sich die anderen Politiker auch trauen", so Mania-Schlegel.