Trettmann zu Landtagswahlen in Sachsen"Rechte Strukturen werden nicht bekämpft"
Die Politik unternimmt zu wenig gegen rechts, sagt der Sänger Trettmann. Seit der Wende wird Sachsen von der CDU regiert. Sie habe die rechten Strukturen immer kleingeredet. Für die Landtagswahl am 1. September in Sachsen wünscht er sich: keine Mehrheit für die AfD.
Trettmann ist Enttäuschungen gewöhnt in Bezug auf Wahlausgänge in seiner Heimat Sachsen. Der Sänger ist in Chemnitz geboren, aufgewachsen und lebt heute in Leipzig. Auch auf die kommende Landtagswahl am 1. September blickt er eher sorgenvoll. Seit der Wende ist das Bundesland CDU-regiert. Die stehe schon ziemlich weit rechts, sagt Stefan Richter, wie Trettmann mit bürgerlichem Namen heißt.
Zu viel Toleranz gegenüber Rechtsradikalen
Die Demonstrationen und Hetzjagden auf Migranten in Sachsen im vergangenen Jahr seien auch bundesweit organisiert worden. In Sachsen werden diese rechtsextremen Ausschreitungen von der Bevölkerung verurteilt. Das sei nicht die Mehrheit, die solche rechtsextremen Positionen vertreten. Die Politik unternehme zu wenig gegen die rechten Strukturen, sagt Trettmann. Stattdessen würde meist gegen linke Gruppen vorgegangen.
"Rechte Strukturen werden nicht bekämpft, sie wurden immer kleingeredet."
Es gebe in allen möglichen Institutionen wie bei der Polizei Menschen, die "tolerant gegenüber Rechtsradikalismus" seien oder eben die Tendenzen nicht erkennen. Für Trettmann ist klar, dass die Aufgabe der Politiker sei, klare Position gegen Rechts zu beziehen.
Wende war ein Einschnitt für die Menschen
Das Ost-West-Gefälle in Bezug auf wirtschaftliche Entwicklung oder Sozialstandards, das in Studien oder Diskussionsrunden thematisiert wird, nimmt Trettmann nicht wahr. Dadurch, dass er als Musiker durch ganz Deutschland tourt, kenne er viele verschiedene Städte und Regionen. Er kann sich aber vorstellen, dass dieses Gefälle für Menschen, die aus ihrer Region kaum herauskämen, tatsächlich ein Thema sein könnte. Die Entwicklungen nach der Wende, die für viele Ost-Betriebe das Aus bedeuteten, sei auf jeden Fall heute noch ein Thema.
"Es gab einen gewaltigen Einschnitt in Bezug auf Abwicklung der Betriebe, Arbeitslosigkeit – das ist schon ein Thema."
Aber die Menschen, die heute mit Pegida, Pro Chemnitz demonstrieren oder AfD wählen, hätten damals die schnelle Anbindung an die Bundesrepublik gewollt und hätten nicht erkannt, welche gesellschaftlichen Auswirkungen das mit sich gebracht hätte.
"Das ist immer so ein Ding, die Schuld bei anderen zu suchen. Das bringt einen nicht weiter."
Mit Blick auf eine stärker werdende AfD in der Landespolitik und möglichen Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Kultur in dem Bundesland, stellt sich für Trettmann die Frage, wie lange er persönlich gegen rechts kämpfen kann. Aber momentan gehe es darum, dagegenzuhalten – nicht nur einmal, sondern kontinuierlich.
"Momentan geht es darum, dagegenzuhalten, und das nicht nur einmal, sondern kontinuierlich."
Für den Wahlausgang wünscht er sich: keine Mehrheit für die AfD.