Landtagswahl in BayernWarum eine hohe Wahlbeteiligung (nicht nur) gut ist
Die Wahlbeteiligung in Bayern ist höher als bei der letzten Wahl. Das ist erfreulich - zeigt aber auch ein Problem, das nicht zu groß werden darf.
Die Grünen feiern, die SPD ist (mal wieder) am Boden zerstört, und Bayern blickt einer "Papaya-Koalition" aus (schwarzer) CSU und (orangefarbenen) Freien Wählern entgegen. So könnte man das Ergebnis der bayerischen Landtagswahl kurz zusammenfassen.
Mit 72,4 Prozent lag die Wahlbeteiligung so hoch wie seit 36 Jahren nicht mehr. Das sei grundsätzlich ein "fantastisches Zeichen", sagt Michael Weigl, Politikwissenschaftler an der Uni Passau. Bayern reihe sich hier ein in einen Trend zur höheren Wahlbeteiligung, den man auch schon bei der letzten Bundestagswahl und darauffolgenden Landtagswahlen habe beobachten können.
Hohe Wahlbeteiligung mit Kehrseite
Ebenfalls positiv: Sechs Parteien waren in Bayern bis jetzt noch nie ins Parlament gewählt worden. Das sei ein gutes Zeichen für die Demokratie, sagt Michael Weigl. Der Politikwissenschaftler weist aber auch auf die Kehrseite dieser zunächst positiv daherkommenden Zahlen hin:
Die hohe Wahlbeteiligung sei nämlich eine Folge der "Emotionalisierung durch Polarisierung" im Wahlkampf, so Weigl. Hier müsse man sehr aufpassen, dass man nicht "in falsches Fahrwasser" gerate.
"Die hohe Wahlbeteiligung war auch Folge einer Emotionalisierung durch Polarisierung."
Auf der einen Seite stünden die, die für einen starken Nationalstaat und eher geschlossene Grenzen eintreten, auf der anderen Seite die, die eher für Weltoffenheit und geöffnete Grenzen plädieren. Bis zu einem gewissen Grad könne man diese Polarisierung auch auf Stadt-Land-Gegensätze übertragen.
Man könne beobachten, dass diese beiden Lager in Deutschland teilweise nicht mehr miteinander sprechen können. In diesem Moment werde es problematisch. Weigl spricht von einem "Warnzeichen".
"Die Polarisierung der beiden Lager ist ein gewisses Warnzeichen für alle."
Um Entwicklungen wie beispielsweise in Österreich, wo diese Polarisierung schon sehr viel stärker vorangeschritten sei, zu verhindern, müsse die eine Seite unbedingt auf die andere zugehen, glaubt der Wissenschaftler.
CSU gibt vor allem Stimmen an Grüne und AfD ab
Um die Verluste der CSU zu erklären, müsse man nach Bayern, aber auch nach Berlin schauen, analysiert Weigl: Der Streit zwischen Bundeskanzlerin Merkel und Innenminister Seehofer habe der Seriösität von CDU/CSU geschadet.
"Mit dem Streit zwischen Merkel und Seehofer hat sich die Union geschadet, weil sie an der eigenen Seriösität hat zweifeln lassen."
Außerdem habe der Führungsstreit in der Union die Wähler emotionalisiert – zu Gunsten der Grünen und der AfD, so Weigl. Die CSU habe nämlich an beiden Rändern verloren: rechts an die AfD und in der Mitte an die Grünen. Dazu seien die Enttäuschten gekommen, die gar nicht mehr zur Wahl gegangen sind.
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