Recycling-Offensive bei AdidasWarum auch recyceltes Polyester problematisch ist
Adidas hat angekündigt, bis 2024 nur noch recyceltes Polyester in Schuhen und Textilien zu verwenden. Das klingt zunächst gut, löst aber nicht das grundsätzliche Problem von Kunstfaser-Klamotten.
Adidas hat angekündigt, bis 2024 Sportkleidung und Schuhe komplett aus recyceltem Kunststoff herstellen zu wollen. Genauer gesagt geht es um Produkte aus Polyester.
Polyester ist ein wichtiger Faserstoff für die Sportmodenhersteller - denn er ist knitterfrei, leicht, pflegeleicht - und er ist auch kostengünstig herzustellen, sagt Ellen Bendt, Professorin für Modedesign an der Hochschule Niederrhein. Grundsätzlich findet sie daher den Vorsatz von Adidas gut, auch weil es genügend recyceltes Polyester gibt.
"Polyester in recycelter Form gibt es reichlich im Markt - und es ist einer der wenigen synthetischen Faserstoffe, wo man auf solche Ressourcen zurückgreifen kann."
Ein Nachteil des Vorhabens sei es allerdings, so Ellen Bendt, dass die Kleidung an sich noch nicht recycelt werden kann. Denn bei der Recycling-Offensive von Adidas geht es nicht darum, Klamotten zu recyceln. Es geht darum, den Rohstoff für die Kleidung zu ersetzen. Das recycelte Ausgangsmaterial soll in Zukunft hauptsächlich von wiederverwerteten PET-Flaschen kommen.
Klamotten zu recyceln ist aufwendig
Ellen Bendt sagt, dass es relativ aufwendig ist, Klamotten zu recyceln. Das Problem ist: Kleidung besteht nicht nur aus dem Stoff an sich. Er enthält oft Farbstoffe, Nähte und andere Additive wie Verschlüsse. Würden wir auch Kleidung in großer Menge recyceln wollen, müssten wir schon bei der Produktion darauf achten, so die Expertin: Wir müssten möglichst "sortenrein" produzieren, möglichst nur ein Material verwenden oder Einzelkomponenten, die leicht voneinander trennbar sind.
"Baumwolle ist gar nicht nachhaltig. Da ist Polyester die bessere Lösung."
Doch selbst wenn die Produktion synthetischer Kleidung in einen effizienten Recycling-Kreislauf eingebunden wäre: Mikroplastik würde zum Beispiel beim Waschen immer noch entstehen und im Abwasser landen. Auch deshalb wird nach Alternativen geforscht - die Ellen Bendt allerdings nicht in der Baumwolle sieht: Der Anbau von Baumwolle sei wenig ökologisch, brauche viel Agrarfläche und Wasser.
Bisher nur bei 60 Grad kompostierbar
Eine Option für die Zukunft könnten Biopolymere sein, also synthetische Fasern, basierend auf nachwachsenden Rohstoffen wie zum Beispiel Maismehl. Im besten Fall wären sie kompostierbar, würden sich also auch im Meer von alleine abbauen. Bisher funktioniert dieser Kompostierungsprozess allerdings nur bei 60 Grad Celsius.
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