"Girls und Panzer"Wie niedlich Mädchen sein dürfen oder müssen
Girls, die Panzer fahren. Das passt nicht. Oder doch? Was Niedlichsein und Sinnlichkeit mit Mädchen und Empowerment zu tun haben, darüber sprechen die Kulturwissenschaftlerinnnen Annekathrin Kohout, Stella Kuklinski und Petra Schmidt in ihren Vorträgen.
Die japanische Anime-Serie "Girls und Panzer" spielt in einer fiktiven Welt, in der die Kunst des Panzerfahrens allein den Frauen vorbehalten ist. "Jungs und Panzerfahren, das passt irgendwie nicht zusammen", heißt es in der Serie.
"In der Welt von "Girls und Panzer" gilt die Kunst des Panzerfahrens als die höchste weibliche Disziplin, um aus Schulmädchen verantwortungs- und selbstbewusste junge Frauen zu machen."
"Girls und Panzer" steht im Mittelpunkt des Vortrags der Kulturhistorikerin Annkathrin Kohout. Ausgehend von dem vermeintlichen Widerspruch zwischen den niedlichen Mädchen und der martialischen Kriegskunst des Panzerfahrens, beleuchtet Annekathrin Kohout, welche Rolle Niedlichsein für das Selbstverständnis junger Frauen bedeuten kann und wie Niedlichkeit in der Popkultur dargestellt wird.
"Das Niedliche gilt gemeinhin als lieb, nett, lustig. Es appelliert an die Empathie der Betrachtenden und weckt Mitgefühl, ja sogar Beschützerinstinkte."
Ist Niedlichkeit etwas, das junge Frauen "klein" und wehrlos macht? Ist Niedlichkeit die Zuschreibung eines männlichen Blicks? Oder gilt gar das Gegenteil: Verbirgt sich hinter Niedlichkeit eine Form weiblichen Empowerments?
Niedlichkeit und Empowerment
Niedlichkeit weckt Mitgefühl, sagt Annekathrin Kohout und verleitet zu Distanzlosigkeit. Genau darin liegen die Gefahren und Chancen.
"Niedlichkeit eignet sich durchaus zum Empowerment. Allerdings nur, wenn es sich auf einen selbst oder die eigene Gruppe bezieht."
Niedlich und mädchenhaft geben sich auch manche Mütter auf ihren Blogs. Wie sich Frauen in Momblogs darstellen und welche Rolle dabei ein jugendliches oder mädchenhaftes Aussehen spielen, das haben die beiden Kulturwissenschaftlerinnen Stella Kuklinski und Petra Schmidt untersucht.
Der Vortrag von Annekathrin Kohout heißt "Girls und Panzer. Wie impotent ist Niedlichkeit". Der gemeinsame Vortrag von Stella Kuklinski und Petra Schmidt heißt: "'Freche' Moms. Juvenalisierungspraktiken von Müttern auf Momblogs". Beide Vorträge wurden auf der Tagung "Mädchen*Fantasien. Zur Politik und Poetik des Mächenhaften" gehalten, die vom 2. bis 6. Juni 2022 an der Universität Zürich stattfand.