Trotz BoykottaufrufRadiohead spielen in Israel
Radiohead spielen in Tel Aviv, der Hipster- und Kreativmetropole Israels. Seit Monaten protestieren Musikerkollegen gegen das Konzert: Die Band solle es besser absagen.
Angefangen hatte es mit einem öffentlichen Brief: 50 Musiker und andere Künstler haben ihn an Radiohead formuliert und fordern eine Absage des Konzerts in Israel. Die Unterzeichner begründen es damit, dass es ein "Apartheidsregime" in Israel gebe, das nicht unterstützt werden dürfe.
Proteste gegen Israel-Auftritt
Unterschrieben haben das Musiker, Bandmitglieder von TV on the Radio und den Young Fathers und auch Pink-Floyd-Gründungsmitglied Roger Waters. Trotzdem hat Radiohead lange Zeit die Füße stillgehalten, bis im Rolling Stone dann ein Interview von Frontmann Thom Yorke veröffentlicht wurde: Er finde es herablassend, dass er von Musikerkollegen in der Öffentlichkeit gemaßregelt wird.
"It's deeply distressing that they choose to, rather than engage with us personally, throw shit at us in public."
Radiohead haben seit 20 Jahren Auftritte in Israel. Thom Yorke argumentiert: Wenn man in einem Land spiele, unterstütze man damit nicht automatisch deren Regierung. Er spiele mit seiner Band ja auch immer noch in den USA und sei deswegen trotzdem kein Trump-Unterstützer.
Der eigentliche Ursprung des Shitstorms gegen Radiohead ist die palästinensische BDS-Kampagne. BDS steht für "Boycott, Divestment and Sanctions", und Ziel ist es, Israel wirtschaftlich, politisch und kulturell zu isolieren. "Diese Kampagne ist international sehr umstritten", erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anna Kohn. So gehört auch ein Boykott von israelischen Lebensmitteln zu der Kampagne, oder dass israelische und palästinensische Wissenschaftler nicht zusammen forschen sollen.
Politisch oder nicht?
Thom Yorke ist gegen so ein Vorgehen: Bei Musik, Kunst und Unis gehe es darum, Grenzen zu überwinden und nicht Grenzen zu bauen - um gemeinsame Menschlichkeit und freie Meinungsäußerung. Und Radiohead sind politisch, setzen sich etwa für die Freiheit von Tibet ein. Und genau das ist der Vorwurf an die Band: Sie könne sich nicht dort für eine Sache einsetzen und sie an anderer Stelle übersehen.