Außergewöhnliche FressmethodenDie Kukrischlange frisst ihre Opfer von innen nach außen auf
Sie ist nur maximal einen Meter lang und mit ihrem braunen Körper ziemlich unscheinbar – aber die Fressmethode der Kukrischlange hat es in sich: Anstatt sie mit Gift zu töten, frisst sich die Schlange durch die Eingeweide ihrer noch lebendigen Opfer.
Vorweg: Wir Menschen passen nicht in das Beuteschema der Kukrischlange. Wer dem Tier also bei seinem nächsten Südostasienurlaub begegnen sollte, dem werden Szenen wie aus dem Film "Anacondas" erspart bleiben. Die Jagdmethode der Kukrischlange ist trotzdem nichts für einen schwachen Magen. Das konnten zwei dänische Amateur-Reptilienforscher zusammen mit Wissenschaftlern von der Loei Rajabhat University im Dschungel von Thailand, wo die Schlange besonders häufig zu finden ist, drei Mal beobachten.
Die Kukrischlange hat sich bei diesen Beobachtungen unter den Bauch einer Schwarznarbenkröte geschlängelt und diese von dort aus mit ihren langen, scharfen Oberkieferzähnen aufgeschlitzt. Daraufhin hat sie den Kopf in den Schlitz gesteckt und über mehrere Stunden ein Organ nach dem anderen aus der noch lebenden Kröte herausgezogen und gefressen.
Dieses Vorgehen ist für Schlangen sehr ungewöhnlich, sagt der Biologe Mario Ludwig, da Schlangen normalerweise ihre Opfer durch einen schnellen Giftbiss oder durch Erwürgen töten und sie dann in einem Zug verschlingen.
Überraschungsangriff von unten
Für dieses besondere Jagdverhalten haben die Forschenden bisher unterschiedliche Theorien aufgestellt. Zum einen gehen sie von einer Überraschungstaktik aus. Denn die rund zehn Zentimeter großen Schwarznarbenkröten sind extrem giftig und eigentlich auch ziemlich wehrhaft. Werden sie angegriffen, versprühen sie aus speziellen Drüsen auf Nacken und Rücken eine milchige, giftige Flüssigkeit in Form eines feinen Nebels.
"Die Vermutung liegt nah, dass die Schlangen über die Bauchseite angreifen, um den Kontakt mit dem giftreichen Krötenrücken zu vermeiden und so wenig wie möglich von dem giftigen Nebel abzubekommen."
Fressstrategie an die Größe der Beute anpassen
Forschende haben allerdings auch beobachtet, dass die Kukrischlange ein kleines Exemplar der Giftkröten auf einen Happs verschlungen hat. Dies könnte entweder passiert sein, da die Kröte noch zu jung für die volle Ladung Gift war oder, dass die Kukrischlangen ihre Fressstrategie an die Größe des Tieres anpassen. Die Forschung müsse hier allerdings für eindeutigere Erkenntnisse noch weiter forschen, sagt Mario Ludwig.
Messerscharfes Gebiss
Ihren Namen hat die Schlange übrigens aufgrund ihrer extrem scharfen und gebogenen Zähne. Denn diese erinnern sehr stark an das gekrümmte Kukrimesser, ein traditionelles Messer, mit dem die nepalesischen Gurkha-Soldaten bewaffnet sind. Den Messern wird nachgesagt, dass sie ihren Opfern besonders tiefe Wunden zufügen können.
Zudem geben die Schlangen bei einem Biss aus speziellen Drüsen eine Substanz ab, die die Blutgerinnung verhindert. Man sollte es also mit der Kukrischlange besser nicht drauf ankommen lassen – auch als Mensch, sagt Mario Ludwig.