Deutsche hilft Kühen in IndienAch, du heilige Kuh!
Kühe gelten in Indien als heilig. Trotzdem haben viele Tiere ein ziemlich mieses Leben: Sie hungern, wühlen im Müll und werden von Autos angefahren. Die gebürtige Berlinerin Friederike Brüning hat eine Kuh-Auffangstation in Indien gegründet und kümmert sich seit Jahrzehnten darum, dass sich die Tiere auskurieren, oder in Würde sterben können.
Über 1200 Kühe leben in der Kuhauffangstation in der Kleinstadt Radha Kund, die rund 150 Kilometer südlich der Hauptstadt Neu-Delhi liegt. Das Gelände ist so groß wie zwei Fußballfelder. Die Tiere, die hier leben, haben die unterschiedlichsten Verletzungen: "Manche hüpfen auf drei Beinen, andere haben nur ein Ohr, oder tragen große Wundverbände", berichtet unsere Reporterin Karen Bauer. Und dann gibt es auch Tiere, die nicht mehr zu retten sind:
"Die sind alle schwer verletzt und bleiben hier, bis sie gestorben sind. Wir drehen sie um dreimal am Tag, sie bekommen das Futter und Schmerzmittel."
Die Auffangstation ist eine Mischung aus Krankenhaus und Sterbehilfe. Über 60 Menschen arbeiten hier, sie versorgen die Wunden der Tiere, spritzen den Kühen Antibiotika und Schmerzmittel und machen zweimal am Tag die Ställe sauber. Eigentlich verehren Hindus in Indien Kühe. Aber im Alltag sei davon oft nicht viel zu merken, sagt Friederike:
"Hier hat keiner zu viel. Das ist hier keine Überflussgesellschaft. Die armen Leute haben oft die Wahl, füttere ich nun meine Kuh oder meine eigenen Kinder. Und dann steht die Heiligkeit eben zurück."
Eine Kuh, die keine Milch gibt, kann sich hier keiner leisten. Wenn es mit der Milchproduktion vorbei ist, vertreiben viele Bauern ihre Kühe und oft auch die Kälber. Denn: Die Kühe müssen zwei, drei Jahre gefüttert werden, bis sie Milch geben können, sagt Friederike: "Und die wissen nicht wohin, stehen auf der Straße rum, werden angefahren, hungern, weil sie kein Futter finden, werden krank, die Hunde jagen sie."
Nach dem Abitur wollte Friederike reisen, die Welt sehen und ist in Indien hängen geblieben. Seit über 30 Jahren lebt sie hier. "Ich dachte, irgendwo gibt es vielleicht noch was für mich und dann hat es mir hier gefallen. Dann hatte ich spirituelles Interesse und darauf habe ich hier Antworten gefunden", sagt sie. Friederike lernte Hindi, studierte philosophische Schriften, lernte den Gott Krishna zu verehren und legte einen Mönchseid ab. "Und Krishna hat ja nun unter anderem auch Kühe gehütet und ist mit ihnen grasen gegangen", sagt sie.
Bis das Geld weg ist
Zunächst kümmerte sich Friederike um ein Kalb, doch nach und nach wurden es immer mehr Kühe. Vor zwölf Jahren dann mietete sie das Gelände außerhalb der Stadt an. Etwa 30.000 Euro gibt sie jeden Monat für Futter, Medikamente und Personal aus. Ein Großteil kommt über Spenden rein. Den Rest zahlt sie aus eigener Tasche:
"Meine Mutter ist vor vier Jahren gestorben, durch die Erbschaft habe ich was erhalten und das stecke ich hier rein. Wenn es alle ist, ist es alle, weil ich verdien ja nichts."
Für ihre Kühe gibt Friederike den letzten Cent. Und das lohnt sich: Manche Kühe, die auf der Straße wohl gestorben wären, genesen hier vollständig.