Künstliche Intelligenz trainierenDie Abschaffung der Arbeit durch Überwachung
Automatisierte Arbeitsabläufe sind praktisch. Aber wenn es dann nichts mehr zu tun gibt? Der Weg zur KI-geprägten Arbeitswelt könnte auch anspruchsvollere Jobs überflüssig machen. Dafür sind die Maschinen allerdings auf menschlichen Input angewiesen – den sie durch Überwachungssoftware auch bekommen.
Künstliche Intelligenz, die mit Daten von Arbeitnehmenden selbst erst trainiert wird und dann den Job automatisch erledigt. Das ist so ziemlich das schlimmste unter allen angstbesetzen KI-Zukunftsszenarien. Der US-Ökonom Carl Frey ging bereits 2013 davon aus, dass KI in den kommenden Jahrzehnten rund die Hälfte aller Jobs in den USA bedrohen könnte.
Training mit Überwachungsdaten
Durch Überwachung und automatisierte Dokumentation menschlicher Arbeitsvorgänge am Computer wird diese dystopische Vorstellung noch realistischer, findet Carl Frey. Entsprechende Vorgänge sind in den USA bereits dokumentiert worden.
In Deutschland wäre dieses Vorgehen verboten, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter Michael Gessat.
"Es gibt Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiter*innen am Arbeits-PC mit Überwachungssoftware ausspionieren und dann die Aufzeichnungen dazu nutzen, um KI-Modelle zu trainieren."
Betroffen von dieser Praxis seien sogenannte White-Collar-Jobs ("weißer Kragen"), etwa in der Finanzbranche: Tätigkeiten und Berufe, die bislang als sehr qualifiziert gelten und daher auch gut bezahlt sind, sagt Michael Gessat. Unter anderen wären von diesen Trainingsszenarien auch Finanzanalysten betroffen – Arbeitnehmende also, die aufgrund bestimmter Informationen Zusammenfassungen und Einschätzungen liefern.
Auf menschlichen Input angewiesen
Ausgewertet werden für die Automatisierung Tastatureingaben, Mausbewegungen und Spracheingaben – aus Telefonaten beispielsweise. Grundsätzlich ist menschlicher Input zum Training von KI besonders wertvoll.
"Auch Telefongespräche lassen sich mitschneiden und auswerten. Ich halte das für völlig nachvollziehbar und plausibel."
Zwar bezweifelt Michael Gessat, ob eine KI nach einem solchen Training mit aufgezeichneten Daten bereits tatsächlich komplexere Jobs übernehmen kann. Falls die AI-Systeme aber ausreichend gut performen und beispielsweise nur in fünf Prozent der Fälle Fehler machen, könnten sie vielleicht doch attraktiver sein als menschliche Arbeitnehmende. Dann könnten die KI-Anwendungen eher zum Zug kommen, meint er – allein aufgrund ihrer langfristig niedrigeren Kosten.