Küchen-PsychologieBeziehungsstress am Herd
In der Küche ist schnell Schluss mit Harmonie. Auch Paare zoffen sich dort ziemlich oft, weiß der Wohnpsychologe Uwe Linke. Warum der Herd paartechnisch eine sensible Zone ist, darüber haben wir mit ihm gesprochen.
Die Küche ist der Ort des Zusammentreffens. Wir setzen uns, trinken einen Kaffee, kochen gemeinsam mit Freunden – oder feiern dort.
"Jeder weiß das von Partys: In der Küche spielt sich einfach alles ab", sagt der Wohnpsychologe Uwe Linke. Von daher sei die Küche ein Ort besonderer Intimität. Vielleicht, weil wir dort einfach so sein können, wie wir sind. Küche ist eben Alltag – und ein Arbeitsort.
"Seit Jahrhunderten spielt sich das ganze Leben um den Herd herum ab."
Von der historischen Rollenverteilung her ist die Küche eher die Domäne der Frau, sagt Uwe Linke. "Selbst, wenn die Frau nicht kochen kann, spielt das keine Rolle – die Küche wird ihr trotzdem zugeordnet."
Männer kochen anders
Zum Konflikt komme es dann oft, sagt Linke, wenn sich der Mann kochend in der Küche betätigen will. Männer kochen nämlich anders, meint er. Sie machen auch gern eine Wissenschaft aus dem Kaffee kochen. Oder sie schwingen sich zum obersten Grillmeister auf. Beides seien Randbereiche, in denen sich Männer hervortun.
"Da wird dann eine Kaffeemaschine angeschafft, die sieht aus, als könnte man eine Kernschmelze damit herstellen."
Wenn in der Küche Weltanschauungen aufeinandertreffen, dann geht es schnell heiß her. Beim Essen hört der Spaß eben für viele auf. Es geht nämlich nicht nur um Nahrungsaufnahme, sondern schlicht um unser leibliches Wohl.
Von Mama gelernt
Dazu komme noch: Das Kochen lernen wir meist von unseren Müttern. Will uns jemand beim Kochen reinreden, dann berührt das auch unsere Beziehung zu ihr, so Uwe Linke. Darum fühlen wir uns schnell angegriffen, wenn jemand unsere Kochkünste kritisiert.
Nach dem Essen kommt das Spülen
Ein Punkt, der oft zu Konflikten führt: Wer räumt nach der Kochsause eigentlich auf? Uwe Linke weiß, dass es pauschal klingt – doch Männern werde nun mal nachgesagt, dass sie sich beim Aufräumen nicht gerade freiwillig melden. Natürlich gebe es Gegenbeispiele. Bei vielen Paaren sei es trotzdem ein Thema.
"Richtig streiten - das wäre eine gute Kommunikationsübung."
Wenn in der Küche die Fetzen fliegen, dann findet Uwe Linke das prinzipiell gar nicht schlimm. Wir sollten dem Streit nicht aus dem Weg gehen, empfiehlt er. Wir könnten ihn aber als Übung ansehen, um einander wieder mehr zuzuhören. Einfühlsamkeit üben. Und so hätte der Küchenstreit dann auch sein Gutes.
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