Kübra Gümüşay"Das Ende unseres Horizonts ist nicht das Ende der Welt"
Kategorien und Schubladen helfen uns dabei, die Welt zu ordnen. Doch sie können auch zu sehr vereinfachen und einschränken. Erst recht, wenn wir glauben, dass unser Blick auf die Welt der einzig richtige ist.
Dieses Gefühl kennen vielleicht einige: "Wenn wir eine andere Sprache sprechen, fühlen wir manchmal einen anderen Teil unserer Persönlichkeit", weiß Kübra Gümüşay auch. Sie ist Feministin, Autorin, Journalistin, Aktivistin. Und sie bewegt sich durch vier verschiedene Sprachen: Englisch, Deutsch, Türkisch und Arabisch. Auch ihr aktuelles Buch "Sprache und Sein" handelt davon.
Sprache ist politisch
Es gibt zum Beispiel Vokabeln in manchen Sprachen, die Sachverhalte exakt auf den Punkt bringen und sich nicht einfach so in eine andere Sprache übersetzen lassen. Das deutsche Wort "Fernweh" ist dafür ein Beispiel. "Doch Sprache kann uns auch einschränken", sagt Kübra Gümüşay. Etwa wenn immer wieder dieselben Schubladen benutzt werden: die starke schwarze Frau oder die aufgeklärte Muslima.
"Sprache prägt unser Sein."
Auch Kübra Gümüşay ist immer wieder mit solchen Kategorien bezeichnet worden. Jahrelang sollte sie in Talkshows zu allem Stellung nehmen, was ihr hingeworfen wurde, so die Autorin. Dabei sei ihr die Aufgabe zugeschrieben worden, die Debatte zu ordnen – egal, um was es ging: Islamismus, Flüchtlinge, Rassismus oder Kopftuch.
"Ich kam mir vor wie eine intellektuelle Reinigungskraft", sagt sie, "Ich habe nur noch reagiert." Damit sollte Schluss sein. Kübra Gümüşay wollte für sich eine Form des selbstbestimmten und freien Sprechens finden.
"Wir müssen neue Räume zum Reden schaffen."
In Eine Stunde Talk erzählt Kübra Gümüşay, wie wir neue Kommunikationsräume schaffen können, worüber sie mit Thilo Sarrazin sprechen würde und in welcher Sprache sie träumt.