Kritik von LaienMissbrauch in der Kirche: "Die Intransparenz ist nicht tragbar"
Die Deutsche Bischofskonferenz kommt zur Frühjahrsversammlung zusammen – alles digital. Diskutiert wird auch über sexualisierte Gewalt in der Kirche. Viola Kohlberger, 29, Katholikin, sagt: Die Kirche braucht Druck von außen.
Vom 23. bis 25. Februar 2021 kommt die Deutsche Bischofskonferenz zusammen. Ein Thema ist sexualisierte Gewalt in der Kirche.
Viola Kohlberger (im Bild oben) weiß um die Missbrauchsfälle. Dennoch ist sie jedes Mal erneut erschüttert, wenn neue Fälle bekannt werden. "Ich bin froh, dass das so in der Öffentlichkeit ist", sagt sie. Sie kritisiert den Umgang der Kirche, wenn es um sexuellen Missbrauch geht. Es brauche den Druck von außen, damit die Vorwürfe aufgearbeitet werden.
"Ich finde, die Intransparenz im Umgang mit den Missbrauchsfällen ist nicht tragbar."
Außerdem wünscht sie sich, dass die Kirche anders mit den Betroffenen umgeht. Bislang sei der Umgang "super schlecht" gewesen, so Viola Kohlberger. "Da kann ich überhaupt nicht mitgehen."
Die Katholikin ist Mitglied des Synodalen Wegs. Im Rahmen dieses Gesprächsformats soll ein Reformprozess und eine strukturierte Debatte innerhalb der römisch-katholischen Kirche in Deutschland stattfinden. Daran beteiligen sich über 200 Menschen, darunter auch Bischöfe.
Der Prozess begann 2019. "Die Ausgangslage des Synodalen Wegs sind die Missbrauchsfälle", sagt Viola Kohlberger.
Denn im Jahr zuvor war die MHG-Studie über sexuellen Missbrauch in der Kirche veröffentlicht worden. Darin wurde die Häufigkeit sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Kleriker im Verantwortungsbereich der Deutschen Bischofskonferenz untersucht. (Ein Forschungsprojekt der Universitäten Mannheim, Heidelberg und Gießen: Daher hat die Studie ihren Namen.)
Sexueller Missbrauch: ein systemisches Versagen
In der MHG-Studie wurden die Missbrauchsfälle zusammengestellt, so Viola Kohlberger. "Zumindest ein kleiner Teil davon." Es wurden aber auch Risikofaktoren benannt, warum diese Missbrauchsfälle "systemisch begünstigt" sind. "Darüber reden wir in dem Synodalen Weg", sagt sie.
Dabei gibt es auch Gespräche mit den Bischöfen. Und Viola Kohlberger hat das Gefühl, dass ein Umdenken beginnt – wenn auch langsam.
"Ich habe das Gefühl, dass da ganz langsam ein Umdenken stattfindet."
Teil des Prozesses sind auch Gespräche mit den Bischöfen. Diese laufen auf Augenhöhe ab, berichtet Viola Kohlberger. Solche Begegnungen seien natürlich einfacher, wenn Treffen in Präsenz stattfinden als digital.
Es ist aber auch festzuhalten, dass der Synodale Weg ein Gesprächsformat ist: Es sind weiterhin die Bischöfe, die über Veränderungen entscheiden.
Die Geschlossenheit der Bischöfe bröckelt
Daran, dass es Veränderungen geben kann, glaubt Viola Kohlberger. "Sonst wäre ich nicht Teil des Synodalen Wegs."
Für sie ist auch erkennbar, dass die Geschlossenheit der Bischöfe bröckelt. Einige von ihnen würden umdenken.
"Stück für Stück besinnen sich einzelne Bischöfe. Sie erkennen die Realität an und kommen ins Handeln."
Auf ein Umdenken hofft Viola Kohlberger auch bei der aktuellen Frühjahrsversammlung der Bischöfe. Dass einzelne Bischöfe auf andere einwirken können. Denn: "Die Leute verlassen in Scharen die Kirche. Und ich kann das nachvollziehen", sagt Viola Kohlberger.
Sie will aber am Prozess der Veränderung mitwirken und teilhaben. Auch weil für sie die Gemeinschaft innerhalb der Kirche wichtig ist. "Für meinen Glauben, so wie ich ihn gerade lebe, ist es essenziell, ihn in Gemeinschaft leben zu können", sagt Viola Kohlberger. Das bedeutet für sie aber nicht, dass sie die Machtstrukturen innerhalb der Kirche für ihren Glauben braucht.