Kritik an Fridays for FuturePhilipp Möller: Debatte um Flugscham ist reine Symbolik
Klimaschutz, ja gerne. Fridays for Future sind Philipp Möller aber ein bisschen zu moralistisch und nicht effektiv genug.
Muss man automatisch hinter Fridays for Future stehen, wenn man das Klima schützen und vielleicht sogar die Welt retten will? Philipp Möller findet: Nein, muss man nicht. Auch wenn er die Bewegung sicherlich nicht im Ganzen beurteilen könne - die moralistischen Begriffe der Bewegung findet er problematisch
Durch Ausdrücke wie Klimasünder, Flugscham oder den Personenkult um Greta Thunberg nehme die Fridays-for-Future-Bewegung religiöse oder quasi-religiöse Züge an. Da sei er als Berufsatheist sehr aufmerksam.
"Wir können sehr genau zeigen, dass durch den menschlichen Ausstoß von Treibhausgasen der Treibhauseffekt verstärkt wird, und das ist ein Problem, dem wir uns widmen müssen, aber eben richtig."
Flugscham sei ein gutes Beispiel: Da werde eine symbolische Scheindebatte geführt, sagt der Autor. Das Fliegen sei mit 2,69 Prozent Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß nebensächlich. In den Bereichen Energieproduktion, Gebäude, übriger Verkehr und Landwirtschaft bestehe weitaus dringenderer Handlungsbedarf. Das Problem müsse schnell, durchdacht und global angegangen werden.
"Wir müssen schon an den richtigen Hebeln arbeiten. Und gerade Flugscham ist ein gutes Beispiel: Wenn die Menschheit von heute auf morgen aufs Fliegen verzichtet, dann würden wir am Klimawandel überhaupt nichts ändern."
Die Scientists for Future würden über große Strecken bedeutend rationaler als die Fridays for Future argumentieren, sagt Philipp Möller. Der Kollektivismus der Fridays for Future gefalle ihm weniger, wie auch das schwere Moralisieren.
Lagerdenken und Konfrontation
Er bedauert außerdem das Lagerdenken der Bewegung. Kritiker – wie er – würden rasch mit unsachlicher Kritik überzogen, als Klimaleugner bezeichnet oder sofort in die rechte Ecke gestellt. Auch die Härte, mit der hier ein schwerer Generationenkonflikt ausgerufen werde – in Greta Thunbergs Rede vor den Vereinten Nationen beispielsweise – findet Philipp Möller problematisch. Wäre das anders, könnte er sich vorstellen, mit Fridays for Future zu demonstrieren.
"Wenn das konstruktiver wäre, progressiver, mit etwas weniger Schaum vor dem Maul, dann würde ich vielleicht auch mal mitlaufen."