KriegserklärungenNach dem Wortgefecht kommt der Schlagabtausch
Die Römer schleuderten einen blutigen Speer ins Feindesland, um den Krieg zu erklären. Heute reicht ein Tweet, um als Kriegserklärung verstanden zu werden.
Rom, etwa 30 vor Christus. Ein Mann namens Gaius Octavius, den wir heute als Kaiser Augustus kennen, erklärt seinem Widersacher Marc Anton den Krieg. Und zwar mustergültig, nach Vorschrift - so, wie es das römische Gesetz verlangt.
"Eine Kriegserklärung fand durch eine ritualisierte Form statt. Dazu wurde ein Speer entweder in das feindliche Land oder vor einen feindlichen Tempel geworfen."
Bevor er angreifen durfte, brauchte der Römer also einen Speer, religiöse Handlungen und ein Stück Feindesland. Octavian hatte jetzt aber das Problem, dass Marc Anton und seine Frau Kleopatra in Ägypten waren, also auf der anderen Seite des Mittelmeeres. Deswegen erklärte er kurzerhand ein Stück Rom zu ägyptischem Territorium, warf den Speer hinein und annektierte das Land anschließend wieder. Danach waren die beiden Parteien im Krieg.
Ab jetzt ist Krieg
Ein paar Jahrhunderte später, im Dreißigjährigen Krieg, lief das Ganze dann schon schriftlich ab: Der Schwede Gustav Adolph zum Beispiel griff erst in die Kriegshandlungen ein, nachdem er die Öffentlichkeit mit einem langen Pamphlet darüber informiert hatte. Und damit das auch alle verstanden, wurde das Schriftstück in fünf Sprachen übersetzt.
"Polen hat heute Nacht zum ersten Mal auf unserem eigenen Territorium auch mit bereits regulären Soldaten geschossen. Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zurückgeschossen!"
Der Feind hört mit
Hitler erklärte den Krieg an Polen über das Radio. Kurze Zeit später war Polen dann von Deutschland besetzt und Großbritannien stellte den Deutschen ein Ultimatum, seine Truppen wieder abzuziehen. Als Hitler darauf nicht reagierte, kam vom Britischen Premier Neville Chamberlain diese Nachricht: "I have to tell you now that [...] this country is at war with Germany."
Krieg als Verteidigungsfall
Seit dem Beginn der Moderne wurden Kriege natürlich als Verteidigungsfall dargestellt:
- Margaret Thatcher befreite demnach die Falklandinseln von den Argentinischen Invasoren.
- George Bush Senior griff Saddam Hussein an, um Kuwait zu befreien
- George W. Bush griff den Irak an, weil der angeblich Massenvernichtungswaffen produzierte
Für neuzeitliche Kriege gilt also immer: Der andere ist schuld.
Gefährliches Spiel mit Nordkorea
Genauso macht es jetzt auch Kim Jong-un: Der nordkoreanische Diktator erklärte, Trump habe seinem Land durch ein Tweet den Krieg erklärt. Der schrieb nämlich auf Twitter, Nordkorea könnte "nicht mehr lange da sein." Darum, so Nordkoreas Außenminister Ri Yong Ho, dürfe man jetzt zum eigenen Schutz auch US-Militärflugzeuge abschießen.
"Natürlich ist es richtig in der Logik von Kim Jong-un, wenn er sagt, er nimmt es jetzt ernst, was dieser Typ in Washington von sich gegeben hat. Er könnte sagen: Das ist jetzt ein Verteidigungskrieg. Und der ist erlaubt."
Tatsächlich ist das öffentliche Wortgefecht zwischen den USA und Nordkorea kaum noch zu überbieten. Wir müssen also hoffen, dass sich die Situation schnell wieder beruhigt. Denn Beispiele für Kriege, die aus absichtlichen Missverständnissen und persönlichen Beleidigungen entstanden sind, gibt es genug.