Krieg in der UkraineSo helfen wir Flüchtenden
Der russische Angriff auf die Ukraine hat Millionen Menschen in die Flucht getrieben. Viele von ihnen kommen in die EU – auch zu uns nach Deutschland. Wir sammeln Geschichten von Menschen und Möglichkeiten zu helfen.
Laut Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) sind seit dem 24. Februar 2022 mehr als 1,5 Millionen Menschen (Stand 07.03.2022) auf der Flucht vor dem Krieg in der Ukraine. Die meisten von ihnen haben zunächst die Grenze zu Polen überquert. Auch Ungarn, Rumänien, die Slowakei und die Republik Moldau sind erste Stationen für Geflüchtete. Viele reisen von dort aus weiter. Inzwischen kommen jeden Tag auch tausende Menschen in Berlin an. Laut Berliner Flüchtlingsrat sind die Strukturen dort inzwischen überlastet und so werden seit Sonntag, dem 6. März auch Geflüchtete in andere Bundesländer gebracht.
In Deutschland wollen viele Menschen helfen. Geld- und Sachspenden werden gesammelt, Hilfskonvois sind unterwegs und auch viele private Initiativen wurden gestartet. Zum Beispiel bieten viele jetzt private Unterkünfte an. Jonas Kakoschke rät jedoch vor zu großem Aktionismus ab und empfiehlt den Hilfsbereiten, sich vorher genau zu überlegen, warum sie jetzt ein Zimmer anbieten und was das längerfristig bedeutet.
"Auch wir bekommen mehr Angebote für Zimmer. Und wir wollen auch gar nicht sagen, dass das verkehrt ist, das zu tun. Wir wollen nur dazu anregen, sich vorher Gedanken zu machen: Warum biete ich jetzt ein Zimmer an?"
Jonas betont, dass er es grundsätzlich gut findet, dass nun viele Menschen ein Zimmer anbieten. Allerdings sollten wir – bevor wir das tun – uns auch ein paar Fragen stellen, etwa warum wir erst jetzt ein Zimmer anbieten, denn schließlich seien seit Jahren Menschen auf der Flucht vor Krieg und lebten in Deutschland unter sehr schlechten Bedingungen.
Kartons packen – mit Konserven, Kleidung und Medikamenten
Christina Bartels aus Halle an der Saale engagiert sich schon seit Jahren ehrenamtlich bei Spendenaktionen verschiedenster Art. Jetzt hat sie ihre Netzwerke für die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine aktiviert. Sie hat Spendenaufrufe gestartet, hat Kartons und einen Raum in der Neuapostolischen Gemeinde organisiert, um dort die Spenden zu sammeln und umzupacken.
"Wir konnten so schnell helfen, weil wir ein bestehendes Netzwerk sind. Seit 15 Jahren organisieren wir 'Weihnachten im Schuhkarton'."
Zusammen mit ihrem Mann hat Christina sich beim Verein Slawia e.V. erklären lassen, was besonders dringend gebraucht wird und wie es idealerweise sortiert werden sollte. "Das war ein Gänsehautmoment, der mich sehr nachdenklich gemacht hat", sagt sie, denn die Sachen werden sortiert nach einerseits für Frauen und Kinder und andererseits für Männer. Die Sachen für die Männer gehen in die Ukraine, an die Front.
Christina Bartels und ihre Mitstreiter*innen haben die Kartons so gepackt, dass sie auch gelagert werden können. Denn derzeit sind so viele Hilfsinitiativen und -angebote aus dem Boden geschossen, dass vermutlich nicht alles sofort benötigt wird. Zwei Sprinter voll mit sortierten und gut verpackten Hilfsgütern sind dann am Samstag (5.03.2022) abgefahren. Wohin? Das weiß Christina nicht. "Ich habe das Vertrauen, dass das in gute Hände kommt, von Menschen, die das auch brauchen", sagt sie.
Hilfe am Berliner Hauptbahnhof
Viele Geflüchtete kommen zunächst in Berlin an. Einer, der sich dort um die Ankommenden kümmert, ist Christian Lüder. Er hat vor ein paar Jahren das Netzwerk "Berlin hilft" mitbegründet. "Berlin hilft" informiert über Hilfsangebote für Geflüchtete und vernetzt sie mit Ehrenamtlichen und mit staatlichen Stellen, damit sie eine Unterkunft finden und Verpflegung bekommen.
"Alle Menschen, die 2015 geholfen haben, sind auf einmal wieder da."
Er sagt, viele Menschen, die bei der Ankunft der syrischen Kriegsflüchtlinge im Jahr 2015 geholfen haben, seien plötzlich wieder da. Es gebe also immer noch ein gutes Netzwerk und vor allem das Know-How, um Hilfsstrukturen schnell wieder aufzubauen.
Geldspenden sind besser als Sachspenden
Dominique Mann vom Aktionsbündnis Katastrophenhilfe empfiehlt, dass wir uns gut informieren, bevor wir Geld überweisen. Wenn wir es an eine vertrauenswürdige Organisation spenden, müssten wir uns aber keine Sorgen machen, ob das Geld ankommt oder nicht. Viele Hilfsorganisationen sind bereits seit 2014 – seit der russischen Annexion der Krim – in der Ukraine.
"Das Geld ist schon da, denn natürlich haben Hilfsorganisationen sofort mehrere Hunderttausend Euro aus ihren freien Mitteln zur Verfügung gestellt."
Die Caritas habe zum Beispiel in den vergangenen acht Jahren am Rande des Kriegsgebiets Sozialstationen unterhalten. Einerseits gab es dort lebensnotwendige Hilfen für die Bevölkerung, etwa Briketts zum Heizen im Winter, aber auch eine psychosoziale Betreuung für Menschen im Kriegsgebiet.
Eine Unterkunft, Lebensmittel, Hygieneprodukte, Kleidung – die Menschen, die aus der Ukraine flüchten, bräuchten jetzt alles, was zum Leben nötig ist. Allerdings, so Dominique Mann, seien Geldspenden besser als Sachspenden, weil die Hilfsorganisationen damit genau die Dinge beschaffen könnten, die in einem bestimmten Moment an einem Ort gebraucht würden.