Kreativität in der WissenschaftNight Science: Anleitung für Geistesblitze
Wissenschaft braucht Kreativität. Ohne Kreativität kein Fortschritt. Aber wo kommt sie her? Der Bioinformatiker Martin Lercher erklärt, wie Forschende auf neue Ideen kommen. Und diese Tools funktionieren nicht nur in der Wissenschaft.
"Mindestens die Hälfte jedes großen wissenschaftlichen Fortschritts ist eigentlich die Idee selbst", sagt Martin Lercher, Professor für Bioinformatik und Leiter der Arbeitsgruppe Computergestützte Zellbiologie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Schön und gut. Aber woher kommen die Ideen?
Kreativität lässt sich lernen
Wer je vor einem weißen Blatt Papier gesessen hat, um etwas zu schreiben oder zu malen etwa, und verzweifelt auf eine kreative Eingebung gewartet hat, weiß, dass das schlecht auf Knopfdruck geht. Aber: Kreativität kann man lernen, sagt Martin Lercher.
Die kreativen Prozesse in der Wissenschaft nennt er "Night Science" - im Gegensatz zur sichtbaren "Day Science", wie zum Beispiel die Durchführung einer empirischen Studie. Der kreative Part, der überhaupt erst die Grundlage für Studien und Forschung bildet, finde eher im Verborgenen statt.
Aber die "Nachtwissenschaft" muss kein Geheimnis bleiben. Es gibt Werkzeuge dafür, kreativ zu sein und Ideen zu entwickeln. Und die können nicht nur Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern helfen, sondern uns allen, sagt Martin Lercher. Die wichtigsten Grundprinzipien kreativer naturwissenschaftlicher Prozesse stellt er in seinem Vortrag vor.
"Ein ganz zentraler Punkt, um auf neue Ideen zu kommen in der Wissenschaft, ist das Gespräch. Sie brauchen jemanden zum Reden!"
Ein ganz wichtiger Punkt ist zum Beispiel Austausch! Auch große Köpfe wie Albert Einstein oder Marie Curie hatten ihre Science-Buddies, mit denen sie Gespräche führten, um auf neue Ideen zu kommen. Essentiell dabei: Offenheit und eine positive Grundhaltung. Denn wer sofort "Nein!" sagt, der kann auch keine neuen Wege entdecken.
Interdisziplinarität fördert Kreativität
Besonders spannend wird Austausch dann, wenn man ihn mit Leuten hat, die nicht genau das gleiche machen wie man selbst, und die nicht ähnlich denken. Über den eigenen fachlichen Tellerrand hinauszuschauen, boostet die Kreativität, sagt der Bioinformatiker und liefert im Vortrag überraschende Beispiel dafür - neben einer Reihe weiterer Kreativitätstools.
Ursprünglich hat Martin Lercher mal Physik studiert. Heute ist er Professor für Bioinformatik und Leiter der Arbeitsgruppe Computergestützte Zellbiologie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Heißt: Er nähert sich biologischen Fragestellungen mit Informatik. Unter anderem forscht er etwa zur Evolution der Photosynthese oder zum Wachstum biologischer Organismen.
Außerdem befasst er sich mit den kreativen Prozessen in der Naturwissenschaft, der sogenannten Night Science. Neben Artikel-Veröffentlichungen zum Thema betreibt er dazu auch zusammen mit Itai Yanai, Professor an der NYC, den Podcast "Night Science".
Seinen Vortrag "Night Science – wie kommen Wissenschaftler*innen auf neue Ideen?" hat er am 7. März 2024 auf Einladung der HHU Düsseldorf als Bürgeruniversität gehalten, und zwar im Rahmen der Vortragsreihe "Forschung im Fokus", ein gemeinsames Projekt der HHU als Bürgeruniversität und der Evangelischen Stadtakademie.