KrautreporterWeg vom Husch-Husch-Journalismus
Als Crowdfunding-Plattform für thematisch spezielle Reportage-Projekte etablierte sich Krautreporter bereits. Jetzt wollen die Gründer ein werbefreies Onlinemagazin aufbauen. Finanziert wird das Ganze von den Abonnenten. Bis zum 13. Juni 2014 wollen die Gründer 15.000 Abonnenten gewonnen haben, um im September an den Start zu gehen.
Printmedien stecken seit Jahren in einer Krise, die Leserzahlen sind rückläufig, die Werbeeinnahmen sowieso. Zeitungsverlage finanzieren sich heutzutage zu einem Großteil mit Nebengeschäften. Und Onlinemedien suchen noch immer nach einer funktionierenden Finanzierungsform. Die meisten sind zu 100 Prozent werbefinanziert. Ihr Ziel sind ständig steigende Klickzahlen als Grundlage für die Werbeeinnahmen. Gleichzeitig bauen sie Personal ab, immer weniger Mitarbeiter müssen immer schneller Inhalte generieren.
"Das merken die Leser natürlich auch und sind ein bisschen frustriert und enttäuscht, weil sie eben sagen, das ist alles so husch, husch."
Kein Ersatz für Tageszeitungen
Genau hier setzt Krautreporter an und will sich erst gar nicht in die Abhängigkeit der Werbung begeben. Die Leser sollen sich ernst genommen fühlen und sogar in die Recherche oder in die Themen mit einbezogen werden. Dabei ist ihr Ziel nicht, Tageszeitungen oder Nachrichtenportale zu ersetzen, wie Christoph Koch erklärt.
"Wir wollen eher so eine ruhigere Sichtweise, Hintergründe erklären und eher eine Ergänzung zu dem bestehenden Angebot sein als eine Konkurrenz."
Mit einem festen Autorenstamm von 25 Autoren, die monatlich 2000 bis 2500 Euro Gehalt verdienen, soll der Grundstock für Qualitätsjournalismus gelegt werden. Neben Christoph Koch, der auch für die Neon schreibt, zählen Richard Gutjahr, Jens Weinreich oder Stefan Niggemeier zu den prominenteren Autoren.
"Als mich dann Sebastian Esser, der Erfinder von Krautreporter vor einigen Monaten gefragt hat und von seinem Plan erzählt hat, war mir relativ schnell klar: Das ist eine spannende Sache, das ist ein revolutionäres Projekt."
Vorbild Niederlande
Im vergangenen Jahr machte De Correspondent in den Niederlanden vor, dass ein leserfinanziertes qualitativ hochwertiges Onlinemagazin erfolgreich sein kann. In kürzester Zeit abonnierten über 30.000 Leser das Magazin. Im Gegensatz zum niederländischen Vorbild will Krautreporter seine Inhalte allen frei zugänglich machen.
"Wir haben eher zu wenig Utopien im deutschen Journalismus, wenn es um die Fragen geht, wie kann man zeitgemäßen, qualitativ hochwertigen Journalismus machen und finanzieren."