KosmetikSchlupflöcher für Tierversuche

In Düsseldorf läuft gerade die Messe "Beauty", eine der wichtigsten Veranstaltungen rund um das Thema Kosmetik. Wir fragen uns: Sind Schmink- und Pflegeprodukte, die wir täglich nutzen, wirklich frei von Tierversuchen?

Tierversuche für Kosmetikprodukte? Eigentlich ist das verboten. Aber es gibt eben doch kleine Hintertüren. In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten hat sich die Schlinge um Tierversuche für Kosmetika immer enger gezogen: 2004 verbietet die Europäische Union, dass "fertige" Kosmetikprodukte an Tieren getestet werden. Allerdings liegt die Betonung auf "fertig", damit sind also nicht alle einzelnen Inhaltsstoffe gemeint.

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2009 folgte das nächste Verbot auf EU-Ebene: Ein Gesetz untersagt auch Tierversuche für Inhaltsstoffe, die nur in Kosmetika vorkommen. Was dann noch übrigbleibt, sind Ausnahmeregelungen für die Untersuchung von Kosmetika auf Spätfolgen wie Krebs, Allergien oder Fortpflanzungsschäden. Die durften noch im Tierversuch stattfinden, wenn sie außerhalb der EU durchgeführt wurden. Seit 2013 dürfen aber auch solche Produkte nicht mehr in der EU verkauft werden.

Hintertüren für die Industrie

Die Kosmetikbranche ist ein Milliardenmarkt - da ist es fast schon zu erwarten, dass die Industrie an Schlupflöchern interessiert ist, um die strengen Regelungen zu umgehen. Zum Beispiel gilt ein Tierversuchsverbot nur für Inhaltsstoffe, die einzig und allein in Kosmetika vorkommen. Viele Inhaltsstoffe in Cremes und Schminke werden jedoch auch in anderen Bereichen eingesetzt.

"Der Großteil von Inhaltsstoffen in kosmetischen Produkten wird auch in anderen Bereichen verwendet, zum Beispiel in Medikamenten."
Carolin Spicher, Deutscher Tierschutzbund

Manche Experten gehen davon aus, dass sogar bis zu 90 Prozent aller Substanzen, die in Kosmetika vorhanden sind, auch in anderen Produkten landen, zum Beispiel in Medikamenten, Waschmitteln oder Haushaltsreinigern. Jetzt ergibt sich folgendes Problem. Sobald ein Kosmetik-Inhaltstoff auch in anderen Produkten enthalten ist, unterliegt er auch den für dieses Produkt geltenden Gesetzen. 

Stoffe in Wasch- und Reinigungsmitteln, Raumdüften oder Lufterfrischern unterliegen zum Beispiel den strengen Sicherheitsanforderungen des europäischen Chemikalienrechts (REACH). Und wenn die gesundheitliche Unbedenklichkeit von Stoffen nicht durch anerkannte Alternativen zum Tierversuch nachgewiesen werden kann, akzeptieren die zuständigen Behörden dann eben nur Daten, die mithilfe von Tierversuchen ermittelt wurden.

Eine App und viele Siegel

Wer es genauer wissen will, ob in seiner Creme, Bodylotion, im Shampoo oder im Lippenstift Inhaltsstoffe stecken, die an Tieren getestet wurden, der kann die App "Animal Liberty" checken. Da sind einzelne Produkte und Hersteller aufgelistet. Die App spuckt dann aus, ob der Hersteller direkt oder aufgrund einer Verbindung zu einem anderen Unternehmen die Tierschutzkriterien  von "Animal Liberty" erfüllt oder nicht. 

Es gibt auch ein paar Siegel, die versichern sollen, dass keine Tierversuche stattgefunden haben. Zum Beispiel das Siegel "Kontrollierte Naturkosmetik - BDIH" oder "Leapingbunny.org" sollen versichern, dass die Human-Cosmetic-Standart-Richtlinien eingehalten wurden. Aber auch hier gilt: Angucken und kritisch bleiben. Unter "label-online.de" werden außerdem sämtliche Logos und Siegel sehr ausführlich untersucht und bewertet.