Konzert, Theater, AusstellungWie wir finden, was uns gefällt
Heute ist Theater ihr Hobby. In der Jugend hatte Madleen damit nicht viel zu tun. Joanna arbeitet als Kulturvermittlerin. Sie verbindet Schauspiel und Publikum beruflich. Mit Jogginghose ins Theater? Ist okay für sie.
Bei Kunst und Kultur kann man einfach ganz nach Geschmack gehen, findet Madleen heute. Nach dem Abitur dachte sie zunächst, sie muss ein paar Klassiker nachholen. Der Deutsch-Leistungskurs hat sie schon geprägt – Literaturkanon als Dauerthema. Besonders gerne geht sie inzwischen ins Theater – hobbymäßig. Das ist neben der Aquarellmalerei ein schöner Ausgleich zu ihrer Arbeit im Rechnungswesen.
"Man darf sich nicht zu sehr davon beeindrucken lassen, was andere sagen oder was in irgendwelchen Feuilletons steht."
In ihrer Kindheit und Jugend haben Theater und Kultur im allgemeinen keine sonderlich große Rolle gespielt. Geld war eher knapp und neben Familie und Beruf war bei den Eltern nicht viel Zeit für kulturelle Aktivitäten. Madleen erinnert sich an den Besuch bei einer kirchlichen Theateraufführung.
"Ich war erst mit 18, 19 das erste Mal in einem richtigen Theater."
Während des Studiums ist sie dann häufiger ins Theater gegangen. Der Allgemeine Studierendenausschuss der Universität Mainz hat auch heute noch eine Vereinbarung mit dem Theater, dass unverkaufte Karten drei Tage vor den Aufführungen an interessierte Studierende vergeben werden – Theater-Flatrate nennen sie das.
Zuletzt hat sich Madleen "Die Frauensache" im Theaterhaus Stuttgart angeguckt. Die Aufführung hat sie mit tollen Charakteren und ohne Klischees beeindruckt.
Museen für die Minderheit
Auch Museen sind – wie Theater auch – grundsätzlich für alle zugänglich. Trotzdem gehen knapp die Hälfte der Menschen in Deutschland nie hin. Bildungshintergrund, Scham und Eintrittspreise können als Ursache gelten, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Thy Le.
"Ich finde, da müssten einige Museen einfach aus ihrer bildungsbürgerlichen Komfortzone raus."
Bei der Zugänglichkeit der Ausstellungen und Sammlungspräsentationen sei noch Luft nach oben – sie nennt zum Beispiel spielerische Ansätze.
Wie mehr Menschen ins Theater kommen und diese Institution mitgestalten, darüber macht sich Joanna Mandalian Gedanken. Und sie arbeitet als Kulturvermittlerin für das Theater Strahl konkret an dieser Aufgabe.
Sie empfiehlt, sich möglichst unvoreingenommen einem kulturellen Termin zu nähern und auf die eigenen Empfindungen und inneren Beobachtungen zu achten. Auf das Bauchgefühl kommt es ihr dabei an, weniger auf Kennerschaft und das richtige Vokabular.
"Wenn es nur noch Insider sind, in einem Theaterstück, dann ist es halt nicht für alle gemacht. Und dann finde ich es auch nicht gut."
Das Gefühl zurückgewiesen zu werden und abgelehnt zu sein, stelle sich im Kulturbetrieb tatsächlich mancherorts ein. Es sei lange Zeit Teil bürgerlicher Kultur gewesen, sich abzugrenzen, sagt sie. Besucherinnen und Besucher sollten also grundsätzlich versuchen, sich zu entkrampfen und beispielsweise auch im Theater jene Kleidung tragen, in der sie sich wohlfühlen. Und wenn es halt der Jogginganzug ist.
"Es ist legitim, sich auch mal nicht willkommen zu fühlen, ein solchen Gebäuden und in solchen Räumen."
Für die Institution Theater findet sie besonders wichtig: Kontakt zum Publikum, Kommunikation über Stücke und eine gewisse inhaltliche Beweglichkeit. Aktuell empfiehlt sie das Stück "Kontrolliert" im Theater Strahl Berlin. Eine Relaxed Performance ist das – Erklärung siehe Quelle unten –, die Menschen mit und ohne Behinderung aufführen.
Hinweis: Sozialwissenschaftler*in Francis Seeck verwendet in Bezug auf ihre eigene Person kein Pronomen. Im Podcast ist versehentlich eines zu hören.