Innerer FokusSo können wir uns gut konzentrieren
Manchmal können wir uns trotz total viel Lärm und Ablenkung um uns herum super gut konzentrieren – und manchmal nervt schon das kleinste Geräusch. Was gute Konzentration begünstigt und wie wir unseren Fokus finden, darüber sprechen wir in dieser Folge Ab 21 mit Leon, der ADHS hat und inzwischen seine speziellen Konzentrationsroutinen entwickelt hat – und Sachbuchautor Volker Kitz gibt uns Ratschläge, worauf wir achten können und vor allem, was wir weglassen sollten.
Aufmerksamkeit und Konzentration zu steuern, fällt Leon etwas schwer. Leon hat ADHS, was bei ihm allerdings erst im Erwachsenenalter festgestellt wurde. Seit der Diagnose hat er angefangen, sich und seine Konzentrationsfähigkeit zu beobachten.
Grundsätzlich gilt bei Leon: Je mehr Sinne beschäftigt sind, desto besser ist die Konzentration. Handarbeiten und Seriengucken gehen eigentlich bestens zusammen. Es kann aber auch vorkommen, dass Leon nach zwanzig Minuten auffällt, dass die Serie völlig unbeobachtet weitergelaufen ist, weil ein Problem beim Häkeln wichtiger war. Leon sagt: "Ich kann nicht bewusst entscheiden, worauf ich mich konzentriere. Es gibt aber dennoch Momente, in denen ich in Aufgaben versinke und die Zeit vergesse."
Geräuschkontrolle ist hilfreich
Besonders akustische Reize sind es, die Leon ablenken. Das hat zur Folge, dass Leon sich zu Hause besser konzentrieren kann, weil die Geräuschkulisse dort recht gut kontrollierbar ist.
"Also Geräusche lenken mich am meisten ab. Womit dann die Konzentration komplett flöten geht. Und zu Hause kann ich die halt aussuchen."
Leon hat sich Möglichkeiten geschaffen, konzentriert zu bleiben: Regelmäßige Pausen, die sich nach der persönlichen Aufmerksamkeitsspanne richten, helfen Leon oft, sich länger zu konzentrieren. Dafür stellt Leon sich dann für alle 20 Minuten einen Wecker. Außerdem hängt in Leons Küche eine sehr große Tafel, die ein bisschen wie ein Kalender funktioniert.
"Ich gönne mir Auszeiten, wenn wichtige Sachen anstehen, zum Beispiel bei der Vorbereitung für die Arbeit."
Zwischen Routineaufgaben und komplizierteren Tätigkeiten unterscheidet auch der Jurist Volker Kitz. Er hat sich für sein Buch "Konzentration. Warum sie so wertvoll ist und wie wir sie bewahren" mit dem Thema beschäftigt und sagt: "Auf Routineaufgaben konzentrieren wir uns besser, wenn andere noch im Raum sind." Kompliziertere Dinge ließen sich hingegen allein und in Ruhe am besten erledigen.
Klänge, die für Grundanspannung sorgen
Bei Routineaufgaben könnten Hintergrundgeräusche und Hintergrundmusik wirklich hilfreich sein. Ob Mozart, ein Podcast, ein Hörbuch oder Rockmusik sei dabei grundsätzlich egal. "Hauptsache wir mögen das, was wir hören. Dann versetzt es uns in eine Grundanspannung und erleichtert die Konzentration", sagt er.
Grundsätzlich ablenkend wirke allerdings das Smartphone, eigentlich gerade dann, wenn es nur vibrieren darf oder ganz schweigen muss. Volker Kitz beschreibt das so: "Weil das Smartphone auf stummgeschaltet ist, müssen wir ständig draufgucken, ob was Dringendes eingegangen ist." Es sei sogar nachweisbar, dass ein sichtbares Smartphone in der Nähe selbst dann die Konzentration störe, wenn es ausgeschaltet ist.
"Wenn das Smartphone nur in Sichtweite liegt, selbst wenn es komplett ausgeschaltet ist, stört es die Konzentration einfach, weil wir uns unbewusst damit beschäftigen."
Für das Konzentrationsvermögen sei außerdem das Schlafverhalten ausschlaggebend. Zuviel Schlaf sei ebenso ungünstig, wie zu wenig. Volker Kitz sagt: "Man hat in Experimenten herausgefunden, wer vier Nächte hintereinander nur fünf Stunden schläft, der konzentriert sich, wie jemand, der 0,6 Promille im Blut hat." Ständig länger als acht Stunden zu schlafen sei hingegen auch nicht förderlich für die Konzentration.