KontrollwahnWie Selbstoptimierung unsere Beziehungen verändert
Die Selbstoptimierungsmaschinerie aus Influencern, Live-Coaches und Co: Darum geht es im neuen Comic von Liv Strömquist. Soziologe Hartmut Rosa erklärt, wieso es sich lohnt, sich diesem Kontrollwahn zu entziehen.
Bisher hat sich die schwedische Politikwissenschaftlerin und Autorin Liv Strömquist in ihren Comics oft mit Geschlechter- und Beziehungsfragen beschäftigt. In "Das Orakel spricht" geht es jetzt um gut gemeinte Ratschläge, Influencer*innen und das Orakel von Delphi.
Ein Comic stellt die Existenzfrage
"Dieses Buch ist vielleicht ein bisschen existenzieller als die letzten. Die Verbindung zum Tod streift die Frage: Was ist der Sinn des Lebens? Warum leben wir?", sagt Strömquist.
"Da ist gerade ein riesiger Markt für Ratgeber. Wie soll ich meine Kinder erziehen, wie das Haus dekorieren, wie geht Dating oder guter Sex? In jedem Bereich gibt es eine Expertise, die verkauft wird."
Mit Ratschlägen verdienen gerade sehr viele Leute sehr viel Geld, analysiert Strömquist: "So eine Person würde nie sagen: Vielleicht bist du schon die beste Version deiner selbst. Immer sagen sie: Du musst mehr an dir arbeiten."
Unzufriedenheit statt Kontrolle
Das ist gefährlich, findet die Autorin. Durch die ständige Selbstoptimierung bezüglich Schlaf, Ernährung, Körper oder Beziehungsform entstehe ein Gefühl der Unzufriedenheit. In ihrem Comic bezieht sich Strömquist auch auf den Soziologen Hartmut Rosa.
"Wann immer es darum geht, etwas zu optimieren, sind wir im Prinzip in einem Kontrollverhältnis zur Welt. Und das tut Partnerschaften nicht gut – und auch uns selbst nicht."
In Eine Stunde Liebe geht Hartmut Rosa darauf ein, warum es sich lohnt, dem Selbstoptimierungswahn unserer Zeit entgegenzuwirken.
Darüber hinaus erzählt Piere im Liebestagebuch vom ersten Versuch, seine Beziehung zu öffnen.
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