AnsichtssacheDie schmale Grenze zur blöden Anmache
Wir lieben Komplimente, aber es gibt auch welche, die wollen wir nicht hören. Die meisten Frauen verzichten zum Beispiel gerne darauf, auf der Straße "Netter Arsch!" hinterhergerufen zu bekommen. Der Grat zwischen Kompliment und Belästigung kann manchmal sehr schmal sein.
Diese Meinung vertritt auch Julia Brilling. Zusammen mit einer Freundin hat sie 2011 einen deutschen Ableger des Blogs Hollaback! gegründet. Berlin.iHollaback schreiben zum Beispiel auf ihrer Seite: "Ob es 'Hey Baby', Grapschen, Masturbation in der Öffentlichkeit, oder noch Schlimmeres ist; bei keinem dieser Übergriffe und vermeintlichen Komplimente geht es ums Flirten."
"Wir nennen es alltägliche Belästigungen, die gar nicht als Grenzüberschreitungen anerkannt werden."
Kompliment und Belästigung.
Der Blog widmet sich den alltäglichen Sprüchen, Pfiffen, oder was auch immer, die Frauen sich von Männern auf der Straße gefallen lassen müssen. Street Harassment. Ein Video hat dieses Thema vor kurzem sehr deutlich in Bilder gefasst. In dem Video läuft eine Frau zehn Stunden durch New York, völlig normal gekleidet, mit schwarzem Shirt und schwarzer Hose. Sie läuft und ihr Freund filmt sie dabei. Auf ihrem Weg muss sie sich mehr als 100 blöde Sprüche und Anmachen anhören.
"Das Problem ist, meistens wird es gewalttätig, wenn die Frau sagt: 'Ich will das nicht.' Dem 'Nein' folgt häufig noch eine Beleidigung."
Die andere Meinung
Der Flirtcoach Maximilian Pütz hat einen etwas anderen Blick auf dieses Video. Er findet die Debatte um Komplimente und Belästigungen extrem hysterisch und sieht vor allem das Problem, dass Männer in Deutschland viel zu zurückhaltend seien, um Frauen anzusprechen.
"Frauen bestätigen mir und meinen Teilnehmern immer wieder, dass sie es bedauern, nur wenig angesprochen zu werden."
Maximilian Pütz findet das Video übertrieben. Es stelle eine manipulierte Sicht auf die Dinge dar und sein in keiner Weise repräsentativ für deutsche Verhältnisse. Ein gutes Kompliment ist für den Flirtcoach auf die Person bezogen: "Und es sollte auch nicht ins sexuelle abrutschen, außer in der Disco, da ist ja ein Ambiente, wo das vielleicht noch passend ist."
"Es gibt Komplimente, die sich nicht rein auf Körperlichkeiten beziehen."