AlternativmedizinNadeln, Wärme, Globuli
Es gab eine Zeit, da schienen konventionelle und alternative Heilmethoden völlig unvereinbar. Aber langsam haben sich die Behandlungsansätze angenähert, und die Komplementärmedizin wird auch von klassischen Medizinern akzeptiert und eingesetzt. Allerdings noch viel zu wenig, findet der Allgemeinmediziner Axel Eustachi.
Mehr als zwei Drittel der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland hat schon einmal Naturheilmittel benutzt, das hat das Institut für Demoskopie Allensbach 2010 erhoben. Diese Zahl dürfte mittlerweile noch höher liegen. Das Interesse an alternativer Medizin - auch Komplementärmedizin genannt - ist hoch, und die ganz klassische Schulmedizin kommt kaum noch daran vorbei, ob sie will oder nicht.
Das ist auch gut so, sagt Axel Eustachi, Ärztlich-Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Kompetenzzentrum für Komplementärmedizin und Naturheilkunde am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München.
"Es ist aus meiner Sicht ein großer Fehler, nicht zur Kenntnis zu nehmen, dass mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung ein komplementäres Verfahren pro Jahr in Anspruch nimmt."
Mediziner, die sie ignorieren, ignorieren damit auch Chancen. Und sie nehmen sich zudem die Möglichkeit, Patienten vor Risiken zu schützen - denn die wenden sich schlicht woanders hin, wenn sie mit ihrem Interesse an alternativen Methoden beim Arzt auf taube Ohren stoßen.
"Ich bin der Meinung, dass es einige komplementär-medizinische Methoden gibt, die man wirklich als gewinnbringende Ergänzung zur konventionellen Medizin sehen kann. Die Patienten würden von einem offenen Miteinander profitieren."
Eustachi und seine Kollegen an der Uniklinik beraten Patienten aber auch Ärzte zu komplementären Heilmethoden, klären über Risiken auf, mindern falsche Hoffnung und erforschen die Integration von klassischen und komplementären Heilmethoden. Längst, so meint Eustachi, gibt es für viele - nicht für alle - alternative Methoden auch Wirksamkeitsnachweise, allein seien unter Ärzten der Vorbehalt und auch mangelndes Wissen noch immer zu weit verbreitet.
Über die Integration von klassischer und komplementärer Medizin
Über die Integration von klassischer und komplementärer Medizin hat Eustachi in seinem Vortrag "Alternativen zur Schulmedizin?" gesprochen, den er am 3. Dezember 2014 in Mannheim gehalten hat. Der Vortrag ist Teil einer Veranstaltungsreihe, die die Ausstellung "Herzblut - Geschichte und Zukunft der Medizintechnik" begleitet, die noch bis zum 7. Juni 2015 in Technoseum zu sehen ist, dem Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim.