Comedy"Ich war schon immer ein Clown"
Hitler ist eine zentrale Figur in Lucie Pohls Leben. Schon als Kind wollte sich die Schauspielerin und Komikerin an Fasching als Hitler verkleiden. Jetzt bringt sie ihre Show "Hi Hitler" auf die Bühne und erzählt humorvoll, welchen Einfluss das Nazi-Regime auf das Schicksal ihrer Familie hat.
Lucie Pohl kommt aus einer Künstlerfamilie. Ihre Mutter, die Sängerin Sanda Weigl, und ihr Vater, der Schauspieler und Dramatiker Klaus Pohl, setzen sich seit sie denken an, kritisch mit dem Nazi-Regime auseinander. Lucies Mutter stammt aus einer jüdischen Familie, die 1933 vor den Nazis aus Deutschland nach Rumänien floh. Viele in ihrer Familie seien im Holocaust ums Leben gekommen. Später zog die Familie ihrer Mutter nach Bayern, wo sie sich nicht weniger fremd fühlte.
Die Familie ihres Vaters stammte aus Ostpreußen und ist in den Kriegswirren nach Bayern geflohen. Diese Gefühle von Vertreibung, Heimatlosigkeit und Fremdheit sind deshalb sehr stark in ihrer Familie. Und diese Gefühle bestimmen auch Lucies Leben: Als damals Achtjährige sträubte sie sich gegen den Umzug ihrer Eltern von Bayern nach New York.
"Ich wollte überhaupt nicht nach New York ziehen, ich habe geschrien und geweint."
Inzwischen fühlt sie sich in New York zu Hause, liebt den Rhythmus der Stadt und die Offenheit der Menschen. Ihre Identität, sagt die 32-Jährige, sei deutsch, jüdisch, gleichzeitig sei sie New Yorkerin und lebt für die Kunst und das Theater.
"Ganz oft fühle ich mich fremd - in New York und in Deutschland."
In ihrer Show "Hi Hitler" erzählt sie die Geschichte ihrer Familie. In der Solo-Show spielt sie 30 Figuren aus ihrem Leben, es sei eine Art Story-Telling-Comedy. Zu ihrem Leben gehört auch, dass sie sich schon als kleines Mädchen mit Hitler beschäftigt hat. Damals dachte sie, dass es tatsächlich "Hi Hitler" hieß. Sie malte Hitler unter anderem mit Peace-Zeichen und an Fasching wollte sie sich als Hitler verkleiden. Das konnte ihr dann doch ihre Mutter ausreden.
"Ich war schon immer der Clown."
Ihre Familie sei so etwas wie eine moderne Zirkusfamilie, der Pohl-Zirkus, mit dem sie vor Kurzem in Hamburg auf der Bühne gestanden hat: Klaus Pohl hat Geschichten erzählt und durch das Programm geführt, in dem Sanda Weigl, Lucie und ihre Schwester Maria Pohl gesungen haben. In ihrer eigenen Show sei das Lustige, sagt Lucie, dass sie einfach ehrlich erzähle, wie es war und es nur überzogen darstelle - ganz ohne Selbstmitleid. Lucie orientiere sich da ganz an Peter Ustinovs Ansicht: "Humor ist einfach eine komische Art ernst zu sein."
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