BerührungenDie Macht des Streichelns
Wer gestreichelt wird, fühlt sich weniger ausgegrenzt, so eine neue Studie. Für Sexualassistentin Nina de Vries ist das nicht neu. Sie weiß, was Körperkontakt bewirkt.
Wer gestreichelt wird, fühlt sich weniger ausgegrenzt. Sagt eine neue Studie aus England. Die Forscher haben in ihrem Versuch festgestellt, dass sich die Probanden tatsächlich weniger ausgeschlossen fühlten, wenn sie - in diesem Fall - am Unterarm gestreichelt wurden. Und zwar auch dann, wenn der Streichelnde nicht Freund oder Freundin, sondern ein Fremder war.
"Ich berühre als Job, das ist meine Arbeit."
Nina de Vries ist Sexualassistentin und arbeitet dabei mit Menschen, die schwer und/oder mehrfach behindert sind. Sie ist keine Prostituierte, die mit den Menschen "klassischen Sex" hat, sondern sie streichelt die Menschen und kuschelt mit ihnen. Wenn ihre Kunden das wünschen, dann auch mit engem Körperkontakt, um ihnen sexuelle Erfahrungen zu ermöglichen oder ihnen einfach Nähe und Aufmerksamkeit zu geben.
Nina de Vries weiß natürlich auch, warum der Körperkontakt so gut tut: "Streicheln soll wohl dazu führen, dass das Hormon Oxytocin angemacht wird vom Körper und das sendet dann Signale ans Gehirn und das verbindet das dann mit Vertrauen und Liebe - einfach guten Gefühlen." Und dabei spielt es nicht unbedingt eine Rolle, ob man die Person kennt oder nicht, von der man gestreichelt wird.
"Was ich selber hasse, sind Berührungen, wo jemand gar nicht richtig dabei ist. Das spüre ich auch sofort."
Nina de Vires sagt, wir leben in einer berührungsängstlichen Gesellschaft. Sie findet es oft schon schwierig, Blickkontakt mit fremden Menschen auf der Straße zu haben. Und Blickkontakt sei ja immerhin fast so etwas wie eine Berührung. "Und Menschen entschuldigen sich, wenn sie dich versehentlich berühren", sagt sie.
"Hier laufen viele Leute rum, die unter-berührt sind. Und das sieht man auch. Die wirken wie Roboter."
Jede Gesellschaft habe ihre Regeln, was Berührungen angeht. Die Menschen in südlichen Ländern seien dabei wesentlich kontaktfreudiger. Nina de Vries sieht manchmal Menschen auf der Straße, bei denen sie genau weiß, wenn sie die jetzt in den Arm nehmen würde, würden sie eine ganz andere Körperhaltung einnehmen.
"Ich bin davon überzeugt, dass Menschen Berührungen brauchen und zwar viel mehr als wir bekommen."
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