LiebeWie soziale Ungleichheit Paare trennt - und wie wir zueinanderfinden

Wie ist es in einer Liebesbeziehung, wenn eine Hälfte immer wieder Rassismus erlebt und die andere nicht? Was ist, wenn ein Paar am gesellschaftlichen Leben auf sehr unterschiedliche Weise teilhaben kann? Hier eine Behinderung, da nicht. Hier ein hoher Kontostand, da ein niedriger. Josephine Apraku hat sich mit diesen Fragen intensiv auseinandergesetzt und ein Buch darüber geschrieben.

"Weil wir alle mit allen Formen von Diskriminierung sozialisiert sind, spielen diese Diskriminierungen auch immer eine Rolle in unseren Liebesbeziehungen. Selbst wenn zwei Menschen theoretisch die gleiche soziale Stellung haben."
Josephine Apraku, Referent*in für intersektionale rassismuskritische Bildungsarbeit

Wie definieren wir überhaupt Liebe in einer Paarbeziehung? Auf diese Frage geht Josephine Apraku ein und fordert auf, unsere angelernten Vorstellungen zu hinterfragen. "Gewalt ist niemals Liebe, und Liebe ist niemals Gewalt", schreibt sie in ihrem Buch "Kluft und Liebe". Wobei nicht drastische Erfahrungen wie häusliche Gewalt gemeint sind, sondern auch schon kleine gewaltvolle Zuschreibungen, die oft unterschwellig mitschwingen.

"Es geht um kleine Momente von Unterdrückung in Liebesbeziehungen. Zuschreibungen wie als schwarze Person vermeintlich immer aggressiv zu sein."
Josephine Apraku, Afrikawissenschaftler*in

Diskriminierungserfahrungen, die wir von Kind auf in der Gesellschaft machen, prägen unser Liebesleben. So kann es passieren, dass beispielsweise selbst bei einem gleichgeschlechtlichen Paar – beide Männer, gut situiert, weiß – die eigene sexuelle Orientierung unterschiedlich wahrgenommen wird. Vielleicht geht einer der beiden offen mit seiner Sexualität um, der andere hat Probleme damit.

"Ich bin eine queere, weiblich gelesene Schwarze, nicht-reiche, alleinerziehende Person. Ich habe immer das Gefühl, wenn ich mit männlich gelesenen Personen zusammen bin: Wir werden von der Gesellschaft nicht gleich bewertet."
Dominique aus Dortmund

Josephine Apraku berichtet von gesellschaftlichen Unterdrückungsmechanismen, die auf die Beziehung einwirken. Und von Machtstrukturen, die sich innerhalb einer Beziehung entwickeln können: Wenn eine*r mehr Geld hat als der oder die andere und so Kontrolle ausüben will, beispielsweise. Diese Aspekte, genauso wie die Frage, wie unser Dating-Verhalten oder die Wahrnehmung von Körpern durch soziale Ungleichheit geprägt ist, besprechen wir mit Josephine Apraku in "Eine Stunde Liebe".

Liebestagebuch – Dating mit ADHS

Im Liebestagebuch erzählt Lius, der ADHS hat, wie das sein Dating-Leben prägt. Er ist Anfang 30 und auf der Suche nach einer festen Beziehung. Aber Bars, Clubs oder Partys meidet er. Zu laut, zu grell, zu viele Menschen. Wenn es mal zu einem Date kommt, kann er sich manchmal nicht gut konzentrieren. Lius erzählt von seinen Ideen, trotzdem in Berlin die Liebe zu finden.