Gewalt in KrankenhäusernKlinikpersonal: Bespuckt, geschlagen, getreten
Angriffe auf Pflegepersonal und Ärzteschaft sind in den vergangenen fünf Jahren häufiger geworden, sagen die Kliniken. Viele Krankenhäuser setzen auf Sicherheitsdienste. Ein Blick auf den Stand und mögliche Ursachen.
Mehr physische und verbale Gewalt gegen Pflegende und Ärzteschaft: 73 Prozent der Kliniken geben an, in den vergangenen fünf Jahren eine deutliche oder mäßige Steigerung von Übergriffen beobachtet zu haben. Mit einer Blitzumfrage sind die Angaben von 250 Krankenhäusern in Deutschland ab einer Größe von 100 Betten erfasst worden. Aufraggeberin der Befragung war die Deutsche Krankenhausgesellschaft.
"Drei Viertel der Krankenhäuser sagen: Übergriffe und Gewalt gegen unsere Mitarbeitenden haben in den letzten fünf Jahren zugenommen."
28 Prozent der teilnehmenden Häuser erfassen standardmäßig verbale Übergriffe auf ihrer Mitarbeitenden. 69 Prozent erfassen standardmäßig körperliche Übergriffe. 80 Prozent geben an, dass sich die Übergriffe überwiegend gegen Pflegende richten. 20 Prozent geben an, dass Pflegende und Ärzteschaft etwa in gleichem Ausmaß angegriffen werden. Überwiegend finden die Übergriffe in den Notaufnahmen statt.
Unzufriedenheit als Grund
Als Gewaltursache komme Vieles in Frage, sagt Chefarzt Michael Wünning. Er nennt beispielsweise Unzufriedenheit mit Wartezeiten und Übersprungshandlungen als Reaktion auf Diagnoseergebnisse. Michael Wünning ist der Chefarzt der Notaufnahme im Hamburger Marienkrankenhaus.
"Wir beobachten regelmäßig, dass Pflegepersonal angegriffen wird, auch physisch durch schubsen, durch treten, durch boxen oder durch anspucken."
Als Gründe für die Gewalt geben die befragten Kliniken neben dem Zustand der Patientinnen und Patienten und deren körperlicher und physischer Verfassung auch einen allgemein wahrgenommenen Respektverlust gegenüber dem Krankenhauspersonal an.
Sicherheitsdienste und Überwachungskameras sollen helfen
Für die Betroffenen ist die Gewalt jedenfalls eine psychische Belastung, sagt unsere Reporterin Laura Habke. Es gehe ihnen nicht gut, sie stünden nach solchen Angriffen teilweise unter Schock und hätten Angst.
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft geht davon aus, dass nur ein kleiner Teil der Übergriffe überhaupt gemeldet und dokumentiert wird. Auch Chefarzt Michael Wünning beobachtet eine große Bandbreite der Reaktionen.
"Trotzdem ist es so, dass man beim Team merkt, dass Gewalt oder Übergriffe unterschiedlich gewertet werden."
Die Kliniken reagieren mit Hausverboten, Anzeigen bei der Polizei und mit dem Einsatz privater Sicherheitsdienste. Der Wartebereich am Arbeitsplatz von Michael Wünning ist kameraüberwacht. Jedes vierte der befragten Krankenhäuser setzt nach eigenen Angaben einen Sicherheitsdienst ein.