KlimawandelWir trauen unserem eigenen Wissen nicht
Die meisten Bundesbürger glauben daran, dass der Klimawandel durch Menschen verursacht wird. Einige andere allerdings leugnen das vehement. Woran das liegt, erforscht die Kognitionspsychologin Helen Fischer.
Die Wissenschaftlerin untersucht in ihren Studien die sogenannte Metakognition. Darunter ist das Vertrauen in unser eigenes Wissen zu verstehen. Das heißt: Sind wir uns sicher, dass wir über ein Thema recht gut informiert sind und es entsprechend bewerten können, verfügen wir über eine sichere Selbstkenntnis. Im Gegensatz zu Menschen, die kein großes – oder falsches – Vertrauen in ihr persönliches Wissen haben, entscheiden wir uns am Ende korrekter.
"Die Bundesbürger sind gar nicht so schlecht informiert über den Klimwandel. Aber das Vertrauen hat sich überhaupt nicht gedeckt mit dem, was sie wussten und was sie nicht wussten."
Immerhin etwa 97 Prozent der Bundesbürger glauben daran, dass der Klimawandel zumindest teilweise durch menschliches Handeln verursacht wird.
Zu viel Vertrauen in Falschaussagen
So kommt die Forscherin beim Klimawandel zu einem für sie erschreckenden Ergebnis: Setzt sie ihren Versuchsteilnehmenden falsche Aussagen dazu vor, sind sie oft schlecht darin, diese als solche zu erkennen. Sie haben zu viel Vertrauen in Falschaussagen.
Fake News verunsichern
Fischer hat bei ihren Versuchen eine – wie sie es nennt – "verrauschte Informationsumgebung" geschaffen. Dazu gehörten richtige, halbwahre und falsche Sätze zu einem Sachverhalt.
Beim Themenbereich Klimawandel haben immerhin 61 Prozent ihre Fragen richtig beantwortet. Nach ihren Worten nicht gerade überwältigend, aber auch nicht schlecht. Das Ergebnis zeigt, dass wir uns durch Fake News im Internet relativ stark verunsichern lassen.
"Metawissen ist dann korrekt, wenn wir hohes Vertrauen haben in Wissen, das richtig ist und niedriges in das, was falsch ist."
Dabei spielt die Sympathie für bestimmte Parteien eine große Rolle. So betrachten Befürworter oder Mitglieder des linken Parteienspektrums den Klimawandel eher realistisch, die des rechten Spektrums eher skeptisch. Natürlich, so Helen Fischer, sei die Fähigkeit zur Metakognition auch individuell unterschiedlich stark ausgeprägt.
Helen Fischers Vortrag trägt den Titel "Wissen, was man nicht weiß oder: Was Klimawandel mit Psychologie zu tun hat". Gehalten hat ihn die Kognitionspsychologin am 26. Oktober 2023 im Rahmen des Colloquiums Fundamentale am Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale, das zum Karlsruher Institut für Technologie, KIT, gehört. Die Ringvorlesung stand unter dem Motto "Polarisiert und desinformiert? Politische Information im digitalen Zeitalter".
Holt euch Tickets für den Hörsaal Live! am 11. Oktober in Berlin. Mehr Infos hier!