KlimawandelTee könnte in Zukunft zum Luxusprodukt werden
Die Tee-Anbauregionen der Welt leiden unter dem Klimawandel. Denn das Wetter wird zunehmend chaotischer – und die Niederschlagsmengen schlechter planbar. Das verändert die Erträge der Tee-Bauern.
Der von uns Menschen gemachte Klimawandel verändert die Welt – und zwar nicht erst im Jahr 2030 oder 2050. Wenn wir die Klimaziele nicht erreichen, werden wir die Folgen unmittelbar spüren; was wir sehr deutlich am Beispiel Tee sehen. Denn Tee ist eine Pflanze, die es nötig hat, dass die äußeren Bedingungen ziemlich genau passen – von der Bodenbeschaffenheit über die Sonnenintensität bis zur Niederschlagsmenge. Einige Regionen der Welt – Nordindien zum Beispiel – sind besonders geeignet für den Teeanbau.
Wetter wird immer schlechter planbar
In der Vorbergen des Himalaya befinden sich zum Beispiel die berühmten Teegärten Darjeelings. Ein Großteil der Landwirtschaft ist dort davon abhängig, dass zur richtigen Zeit die richtige Menge Regen fällt, erklärt Sebastian Sonntag aus der Deutschlandfunk-Nova-Redaktion.
Nun bewirkt der Klimawandel aber, dass das Wetter zunehmend chaotischer wird. Und das bedeutet: Die Teeanbauerinnen und -anbauer können nicht mehr mit dem Niederschlag zu der bestimmten Zeit rechnen, zu der er früher eigentlich immer gefallen ist.
"Der Klimawandel bewirkt, dass das Wetter zunehmend chaotischer wird."
Ein stückweit lässt sich dem Problem zwar mit künstlicher Bewässerung, Brunnen und Kanalsystemen entgegenarbeiten. Die Plantagenbesitzer rechnen aber mit starken wirtschaftlichen Einbußen. Ähnlich wie in Nordindien sieht es in den Teeanbaugebiet im benachbarten Sri Lanka aus: Auch dort fällt unter dem Strich weniger Regen als früher – und in nicht mehr so gut planbaren Abständen.
Zu wenig Regen – oder zu viel
In China, wo der wohl teuerste Tee der Welt – der Pu-Ehr – wächst, gibt es dagegen das umgekehrte Problem: Dort fällt zu früh zu viel Regen. Wenn der Monsun einsetzt, bevor der Tee geerntet wurde, steigert das zwar den Ertrag, die Teesträucher wachsen dann nochmal um etwa 50 Prozent – der Regen verwässert aber im wahrsten Sinne des Wortes den Geschmack, weil die Teeblätter mehr Wasser in sich haben. Damit sinkt die Qualität des Tees und auch die Preise, für die er verkauft werden kann.
"In Kenia verbrennen die Teeblätter in der Sonne, weil sie zu intensiv und zu lange scheint."
In Kenia wird so viel Tee produziert, wie fast nirgendwo sonst auf der Erde. Dort ist es nicht der Regen, sondern die Sonne, die zum Problem wird. In dem afrikanischen Land verbrennen die Teeblätter mittlerweile in der Sonne, weil sie zu intensiv und zu lange scheint. Die steigenden Temperaturen, die der Klimawandel mit sich bringt, machen es dem Tee allgemein schwerer.
Umgekehrt sind aber auch Extrem-Wetterphänomene wie plötzlicher Bodenfrost ein großes Problem für die Bauern. Das kann ganze Ernten gefährden.
Auf die Herausforderungen einstellen
Die Bauern haben ein paar Möglichkeiten, um zu reagieren: Teilweise können sie auf andere Sorten zurückgreifen. Trotzdem: Wenn sich klimatechnisch nichts verändert, gehen Forschende davon aus, dass im Jahr 2050 um die 40 Prozent der Teeanbau-Flächen in Kenia nicht mehr benutzbar sind. Weltweit könnte das bis dahin ein Viertel der Teeanbauflächen betreffen.
"Die Menschen, die Tee anbauen, versuchen, ihren Teil zum Kampf gegen den Klimawandel beizutragen."
Viele Bauern und Produzentinnen haben das Problem schon längere Zeit begriffen. Sie versuchen, sich darauf einzustellen und ihren Teil zum Kampf gegen den Klimawandel beizutragen.
Alternativen für die Teetrocknung
Für die Teetrocknung zum Beispiel wurden in Kenia bisher in riesigen Boilern große Mengen Holz verfeuert. Mittlerweile gibt es Alternativen und viele Bauern greifen auf Sägespäne, Reishülsen, Biomasse oder Nussschalen zurück; oder auf Brickets aus den Resten von Zuckerrohr, wie ein Film der Deutschen Welle erklärt.
"Die Brickets sind kompakt und brauchen nicht viel Platz, sie lassen sich einfacher transportieren. Außerdem liefern sie mehr Energie als die gleiche Menge Feuerholz."
Die Brickets sind günstiger, platzsparender und energiereicher als Holz. Außerdem werden sie aus Abfällen gemacht und sorgen auch noch dafür, dass Arbeitsplätze entstehen. Insgesamt seien Arbeitsplätze für 180 bis 200 Menschen geschaffen worden, sagt Vishal Taank, der Chef einer der Firmen, die diese Briketts herstellt.
Auch wenn es angesichts der riesigen Herausforderungen durch den Klimawandel nur kleine Schritte sind: Das Beispiel zeigt, dass durch Anpassung und richtige Ideen auch etwas Gutes entstehen kann.