KlimawandelFutter unter Eisschicht - Rentiere finden nichts zu fressen
In Schweden verhungern Rentiere, weil sie nicht an das Gras herankommen. Das liegt, statt überlicherweise unterm Schnee, unter Eis. Weil es wegen des Klimawandels immer wärmer wird, fällt Regen statt Schnee. Der Regen gefriert über Nacht. Das Gras wird unter einer Eisschicht zugedeckt. Unzugänglich für die Tiere.
Eigentlich ist genug zu fressen da. Die Rentiere in Schweden können aber mit ihrem Maul das Gras nicht fressen, weil es unter einer Eisschicht eingefroren ist. Früher war das anders. Da fiel im Winter Schnee. Durch die insgesamt wärmeren Temperaturen regnet es derzeit aber in Schweden, doch der Niederschlag gefriert über Nacht.
Früher schneite es im Winter acht Monate durch
Diese Wetteränderung ist aber kein grundlegend neues Phänomen in der schwedischen Arktis, sagt Carsten Schmiester, ARD-Korrespondent für Skandinavien.
"Es gibt schon seit 20 Jahren den Trend. Früher hat es acht Monate durchgeschneit. Heute ist es ein Wechsel mit überfrierendem Regen und Matsch."
Rentiere verhungern
Die vergebliche Suche nach Nahrung führt dazu, dass Rentiere verhungern, Jungtiere bei der Geburt kleiner sind oder frühzeitig sterben. Die Folge ist, dass Herden ihr Verhalten ändern und sich teilen.
"Manchmal teilen sich Herden, das heißt, es gehen Tiere- oder sogar ganze Teile von Herden verloren."
Rentiere haben traditionelle Wanderrouten. Durch den Druck, Nahrung zu finden, weichen sie aber von diesen ab. Das wiederum bringt die traditionelle Lebensweise der Samen durcheinander. Etwa zehn Prozent von ihnen leben von der Rentierzucht.
Das Volk der Samen lebt im Norden Schwedens, Norwegens, Finnlands und im Nordwesten Russlands. Etwa 70.000 gibt es von ihnen. Die Rentierzüchter unter ihnen begleiten die Tiere auf ihrer Wanderung – sie leben vom Verkauf des Fleischs, der Felle und der zu Messergriffen umgewandelten Geweihe.
Volk der Samen vielfach unter Druck
Die Samen haben nicht nur mit den veränderten Wanderrouten und der Futtersuche der Rentiere zu kämpfen. Druck kommt auch von der Holzwirtschaft, die hoch oben in den Wäldern gerne mehr Abholzen würde. Außerdem sollen dort große Windparks gebaut werden – auch in den traditionellen Weidegebieten der Rentierherden, sagt Carsten Schmiester.
"Holzwirtschaft, Windparks und das veränderte Klima – die Samen geraten gerade von vielen Seiten unter Druck."
Züchter der Rentiere versuchen gerade zusammen mit Forschenden an der Universität Stockholm herauszufinden, wie diese Wetterphänomene besser vorhergesagt werden können. Denn klar, verhindern können sie es nicht. Aber sie wollen versuchen, geordnet mit den Tieren in Gebiete zu ziehen, wo es wahrscheinlich ist, dass sie etwas zu fressen finden.