Klimaschützer und KlimasünderChina setzt auf Erneuerbare, stößt aber auch viel CO2 aus

China baut seine Erneuerbaren enorm aus. Das Land bekennt sich zum Klimaschutz, auch international. Dennoch bleibt China abhängig von Kohle. Damit bleibt der Widerspruch zwischen Klimaschutz und Klimasünde.

Das Urteil zu China in Sachen Klimaschutz ist zwiegespalten: China sei Klimasünder und Klimaschützer. "Mit dem Widerspruch muss man leben", sagt Steffen Wurzel aus dem Deutschlandfunk-Hauptstadtstudio. Er war lange Korrespondent in China.

"China ist ohne Zweifel enorm aktiv beim Klimaschutz", sagt Steffen Wurzel. "Das Land baut enorme Mengen an Solar- und Windkraftwerken." Laut der Staats- und Parteiführung soll 2024 mit erneuerbaren Kraftwerken eine Kapazität von 260 Gigawatt Leistung entstehen. "Zum Vergleich: Das ist fast 30 Mal so viel wie in Deutschland", sagt Steffen Wurzel.

"Was China gut macht, ist der enorme Ausbau der erneuerbaren Energien."
Steffen Wurzel, Deutschlandfunk-Hauptstadtstudio

Auch investiere China viel in Forschung und Entwicklung bei Technologien im Kontext erneuerbarer Energie. Und China mache die Energiewende zum Beispiel in Deutschland bezahlbarer. Denn das Land liefert günstige Solarmodule.

Chinas Ausbau der Erneuerbaren Energien ist enorm...

Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass die Produktion beispielsweise von Solarzellen teils große Umweltschäden in China zur Folge hat. Hinzu kommen Vorwürfe, dass Menschenrechte verletzt werden.

...aber

Neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien setzt das Land weiterhin aber auch auf Kohle. Das Land wolle weniger Kohlekraftprojekte genehmigen. "Doch zwei Drittel des Energiebedarfs in China kommen nach wie vor aus der Kohle", sagt Steffen Wurzel.

Die Abhängigkeit bleibt groß. Das bedeutet auch, dass der Strom zum Beispiel für E-Autos auf Chinas Straßen häufig aus Kohle gewonnen wird.

"Der Ausstoß von CO2 in China steigt nach wie vor."
Steffen Wurzel, Deutschlandfunk-Hauptstadtstudio

Damit verbunden steigt weiterhin der CO2-Ausstoß im Land. "Der Höhepunkt ist noch nicht erreicht", sagt Steffen Wurzel. Expert*innen gehen aber davon aus, dass der Peak bald bevorsteht.

Fehlende Klima-Effizienz in China

Doch daran schließe sich die Frage an: Wie will Chinas Regierung es danach schaffen, den CO2-Ausschuss schnell und nachhaltig zu senken, ohne das Wirtschaftswachstum abzuwürgen? Zumindest offiziell sind keine Pläne Pekings bekannt, wie ein nachhaltiger Umbau aussehen kann. Auch sei die Bevölkerung nicht sensibilisiert. "Klimaschutz ist überhaupt kein großes Thema in der Bevölkerung", sagt Steffen Wurzel.

Eine weitere Baustelle sieht Steffen Wurzel in der fehlenden Klima-Effizienz. "Das Land stößt pro Kopf inzwischen mehr CO2 aus als pro Kopf innerhalb der EU", sagt Steffen Wurzel. "Und das, obwohl Chinas Wirtschaftsleistung pro Kopf geringer ist."