KlimaschutzErstmals startet ein kommerzielles E-Flugzeug
E-Autos sind keine Neuheit mehr, aber E-Flugzeuge schon. In Kanada wurde zum ersten Mal ein vollelektrisch angetriebenes, kommerzielles Verkehrsflugzeug eingesetzt. Es ist ein umgebautes Wasserflugzeug der Firma Harbour Air. Die will ab 2021 standardmäßig elektrische Linienflüge anbieten. Zunächst für Kurzstrecken, denn Langstrecken funktionieren noch nicht.
Am 10. Dezember ist die DHC-2 vom Fraser-Fluss an der Flughafeninsel Vancouver abgehoben, wo sie nach zehn Minuten wieder sicher gelandet ist. Es war der Erstflug eines kommerziellen elektrischen Flugzeugs. Denn die DHC-2 ist ein auf E-Antrieb umgerüstete Wasserflugzeug; sie kein riesiger Airbus, sondern entspricht eher der Größe einer Cesna. Das E-Flugzeug gehört zum kanadischen Flugunternehmen Harbour Air, das die größte Flotte an Wasserflugzeugen in Nordamerika betreibt.
Linienverkehr soll elektrisch werden
Umgebaut wurde ein Wasserflugzeug aus dem Jahr 1957. Der Motor wurde ausgebaut und durch einen 750 PS starken Elektromotor der Firma magniX ersetzt. Die beiden Unternehmen – Harbour Air und magniX – arbeiten gemeinsam daran, den Fluglinienverkehr elektrisch zu machen und in den Regelbetrieb überzugehen.
Das E-Flugzeug hat eine Reichweite von 160 Kilometern, so Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Martina Schulte. Es kann sechs Passagiere mitnehmen und bis zu 30 Minuten fliegen; wobei weitere 30 Minuten möglich wären, die aber als Reserve für Notsituationen gelten. 30 Minuten Flugdauer reicht natürlich nicht für Langstreckenflüge, aber es reicht für die vielen Kurzstrecken, die Harbour Air in der Region um Vancouver fliegt.
"Das E-Flugzeug hat eine Reichweite von 160 Kilometern. Es kann sechs Passagiere mitnehmen."
Um den Regelbetrieb auf E-Flugzeuge umzustellen, sind noch weitere Testflüge nötig. Ebenfalls braucht es ein Zulassungsverfahren. Harbour Air erwartet aber, dass sie ab 2021 die ersten elektrischen Linienflüge rund um Vancouver zu den umliegenden Inseln anbieten können. Außerdem hofft das Unternehmen, dass dann die Akkutechnik weiter gereift ist, damit sie auch Flüge von über 30 Minuten anbieten können.
Bei E-Flugzeugen sind die Batterien noch die Schwachstelle
Bislang sind E-Flugzeuge für lange Strecken noch nicht tauglich. Aber es wird daran gearbeitet. Die Unternehmensberatung Roland Berger schätzt, dass derzeit fast 200 E-Flugzeuge entwickelt werden, Tendenz steigend. Auch seitens der Politik gibt es klare Signale, den Flugverkehr umweltschonender zu gestalten.
Aber bislang sind E-Flugzeuge noch keine Alternative, dafür ist die Leistung der Batterien noch zu gering. Um die Energie von einem Kilogramm Kerosin zu ersetzen, bräuchte es eine Lithium-Ionen-Batterie mit 77 Kilogramm Gewicht. Ein Airbus A380 mit etwa 500 Sitzplätzen verbraucht auf dem Weg von Europa nach New York mehr als 110.000 Liter Kerosin. Für diese Strecke müsste ein Flugzeug umgerechnet Batterien mit einem Gewicht von über 8000 Tonnen an Bord haben, um rein elektrisch zu fliegen.
"Um auf die Energiemenge von einem Kilogramm Kerosin zu kommen, müsste eine Lithium-Ionen-Batterie nach derzeitigem Stand etwa 77 Kilogramm wiegen."
Das heißt, bis große E-Passagierflugzeuge am Himmel fliegen, wird es noch eine Weile dauern. Doch immerhin, im April 2019 kündigte der neue Airbus-Chef Guillaume Faury an, dass sein Unternehmen bis 2030 emissionsloses Fliegen ermöglichen will. Wir sind gespannt.