KlimaforschungLandflächen verantwortungsvoller nutzen
Seit vielen Jahrtausenden nutzen wir Menschen die Landflächen der Erde. Wir betreiben Landwirtschaft, bauen Städte und Straßen. Das hat gewaltige Folgen für die Artenvielfalt und das Klima. Ein Vortrag der Klimaforscherin Julia Pongratz.
Dreiviertel der eisfreien Oberfläche unserer Erde werden von uns Menschen bewirtschaftet. Wir betreiben Ackerbau in großen Monokulturen, legen Sümpfe trocken, fällen Wälder, asphaltieren Straßen. Dadurch nehmen wir Pflanzen und Tieren ihren Lebensraum und fördern so das Artensterben.
"Derzeit beziehen wir in der Politik nur CO2 ein. Das greift zu kurz. Es geht bei Landnutzung um viel mehr als nur CO2."
Die Landnutzung beeinflusst auch das Klima lokal und global. Wälder senken die lokale Temperatur zum Beispiel deutlich. Sie speichern auch große Mengen CO2 und verringern so die Emission von klimaschädlichen Treibhausgasen. Eine freie Fläche führt zu anderen Windströmen als eine bewaldete. Landnutzung verändert Wasser- und Windkreisläufe, sie beeinflusst die Temperatur und die Zusammensetzung unserer Atmosphäre.
Landflächen achtsam gestalten
Deshalb sollten wir sehr aufmerksam darauf achten, wie wir Landflächen nutzen, sagt Julia Pongratz. Sie ist Geografin und Klimaforscherin und beschäftigt sich vor allem mit Landnutzung. Nur wenn wir die Landoberflächen der Erde richtig gestalten, können wir die Klimaziele, die wir uns gesetzt haben, erreichen, argumentiert Pongratz in ihrem Vortrag.
"Unser Bedarf an Energie muss heruntergehen. Aber dann kommen wir immer noch nicht auf netto null Emissionen. Wir kommen nur auf netto null, wenn wir der Atmosphäre aktiv CO2 entziehen."
Viele Länder haben sich in Paris darauf geeinigt, den globalen Temperaturanstieg auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. Das geht nur, wenn wir die Emissionen von klimaschädlichen Treibhausgasen bis ungefähr zum Jahr 2060 auf null reduzieren, sagt Pongratz.
Das ist aber nicht möglich, weil wir immer einen Anteil von Restemissionen haben werden: von Langstreckenflügen, durch Düngen und anderes mehr. Deshalb können wir das Ziel des Pariser Klimaabkommens nur erreichen, wenn wir der Atmosphäre aktiv CO2 entziehen. Wenn wir also negative Emissionen haben - und das geht nur, wenn wir die Landoberflächen unserer Erde verantwortungsvoll gestalten.
Der Vortrag
Julia Pongratz ist Professorin für physische Geografie und Landnutzungssysteme an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Ihren Vortrag "Kaum Raum für Natur: Landnutzungswandel als globales Problem für Arten, Ökosysteme und Klima" hat sie am 8. März 2023 im Rahmen der Vorlesungsreihe "Planetare Grenzen - Die Welt ist nicht genug" des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums Frankfurt gehalten.