KlimaausgleichCO2-Kompensation funktioniert nur sehr mäßig

Eine große Übersichtsstudie hat sich Projekte angeschaut, mit denen Treibhausgase kompensiert werden sollten. Ergebnis: Sie bringen noch weniger als bisher vermutet wurde. Aber Fachleute haben auch Vorschläge, wie es besser laufen könnte.

Deutschland hat das Ziel bis 2045 klimaneutral zu werden. Die EU will das bis 2050 erreichen. Das bedeutet aber nicht, dass irgendwann gar keine Treibhausgase mehr ausgestoßen werden. Stattdessen wird dieser Ausstoß kompensiert. So etwas gibt es bereits. Ein Beispiel: Ihr macht einen Langstreckenflug und zahlt Geld, damit irgendwo zum Ausgleich Bäume gepflanzt werden. Allerdings gibt es immer wieder Kritik, dass dieser Ausgleich nicht so gut funktioniert.

Eine neue Studie liefert nun konkrete Zahlen. Dafür haben die Forschenden verschiedene Kompensationsprojekte ausgewertet. Heraus kam: Durch die Projekte, die es bisher zum Emissionsausgleich gab, wurden nur ungefähr 16 Prozent der versprochenen Treibhausgase auch tatsächlich eingespart.

Kompensationsprojekte bringen nicht das fürs Klima, was sie sollen

Dazu gab es schon eine Reihe von Studien, die ähnliches gezeigt haben – etwa mit Blick auf das Pflanzen von Bäumen, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Ann-Kathrin Horn: "Wenn ich dafür zahle, dass irgendwo in Südamerika Bäume gepflanzt werden, die CO2 speichern sollen, dann kontrolliert oft niemand, wie lange diese Bäume dort eigentlich stehen. Damit die Rechnung aufgeht, müssten die da für immer stehen bleiben." Aber es kann eben auch sein, dass diese Bäume schon nach ein paar Jahren gefällt werden oder es gibt einen Waldbrand, und dann funktioniert der Ausgleich nicht mehr.

"Mt dem Ausgleichsgeld wird ein Windrad gebaut, das aber aus wirtschaftlichen Gründen sowieso gebaut worden wäre, auch ohne das Kompensationsgeld. "
Ann-Kathrin Horn, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Trotzdem ist es prinzipiell gut, solche Projekte zu machen, sagt Ann-Kathrin Horn: "Klar wäre es fürs Klima besser, wir machen keinen Langstreckenflug, aber wenn wir den halt machen, dann ist es schon besser, das zu kompensieren, als es nicht zu kompensieren." Fachleute sind jedoch der Meinung, dass diese Kompensationsprojekte ziemlich stark verändert werden müssten – damit das Geld nur an Projekte geht, mit denen wirklich das versprochene CO2 und andere Treibhausgase eingespart werden.

Strenge Vorschriften für Klimaschutzprojekte nötig

Wichtig wären strengere Vorschriften, wie wir Klimaschutzprojekte ausrechnen, mit Blick darauf, was sie bringen sollen. In manchen Bereichen läuft das aber auch schon ganz okay, erklärt Ann-Kathrin Horn: "Es bringt zum Beispiel viel, wenn mit Kompensationsgeld in ärmeren Ländern Kühlanlagen so umgebaut werden, dass da keine klimaschädlichen Gase mehr austreten."

"Beim Thema Wald schützen, oder bessere Kochöfen für Familien in Indien oder neue Windräder irgendwo bauen – da müsste sich sehr viel verbessern."
Ann-Kathrin Horn, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Es wurden auch mehrere Fachleute aus Deutschland dazu befragt, wie es besser laufen könnte. Sie sagen: Wir müssen uns vor allem damit abfinden, dass Klimaschutz teuer ist. Heißt: "Wenn wir Kompensationsprojekte wollen, die wirklich was bringen, werden die einfach mehr kosten als im Moment", so Ann-Kathrin Horn. Die Frage sei nur, ob wir uns das eingestehen, und ob die Politik wirklich so strenge Vorgaben umsetzt und dann alle – also Staaten, Unternehmen und Privatleute – mehr für Kompensation zahlen.