Bauen und WohnenAktivistin von Architects for Future: "Wir müssen zukünftig mehr restaurieren"
Um in der Zukunft ausreichend Wohnraum zu haben, müssen Bürgerinnen und Bürger umdenken, sagt Elisabeth Broermann von Architects for Future. Statt weitere Flächen für den Hausbau zu versiegeln, solle mehr Aufwand in die Sanierung von alten Gebäuden gesteckt werden. Nur so könne man Energie sparen, um die Klimakatastrophe zu stoppen.
Während in Berlin die Koalitionsverhandlungen weitergehen, fordern viele Politiker*innen ein eigenständiges Bauministerium – so auch die Architektin Elisabeth Broermann von Architects for Future: "Im Moment ist das Bauministerium im Innenministerium untergebracht. Dort bekommt es nicht genug Aufmerksamkeit für die Wichtigkeit, die es hat – es geht unter. Wir brauchen ein eigenes Ministerium für Bau.“
Der Bausektor ist für die Herausforderungen der Zukunft entscheidend
Die Kreislaufwirtschaft und fossile Heizsysteme, Verkehrs- und Stadtplanung, soziale Aspekte wie bezahlbarer Wohnraum, Bodenspekulation oder ökologische Belange wie CO2-Emissionen – die Zukunft des Bausektors sei für solche Herausforderungen entscheidend, sagt Elisabeth Broermann.
Dass die Aufgabe eines Bauministeriums daher nicht ausschließlich im Beschließen neuer Wohnungsbauten liegen kann, sondern diese Herausforderungen in Zusammenhang gebracht werden müssen, ist für Broermann klar: "Wir haben nur eine bestimmte Fläche und begrenzte Ressourcen zur Verfügung. Dass ständig neu gebaut wird, kann nicht die Lösung sein, um Wohnraum zu erschließen."
"Das zukünftige Bauen, ist nicht mehr zu bauen."
Die Energie der bestehenden Bauten müsse geschützt werden, sagt Broermann. Das bedeutet: Der Bestand soll saniert und weiter genutzt werden, so dass neue Bauten vermieden werden können. Und wenn es doch neue Gebäude braucht, müssen diese aus umweltschutztechnischen Gründen ohne Beton auskommen.
Auf Beton verzichten
Denn Beton hat einen sehr hohen Energieverbrauch, bereits in der Herstellung. "Wenn wir neu bauen, müssen wir auf Beton verzichten, weil da ein riesiger CO2-Hebel drin ist", erklärt Elisabeth Broermann.
Auch der Umgang mit Leerstand muss in diesem Zusammenhang flexibel gestaltet werden, sagt sie. Es müsse nachverdichtet und aufgestockt werden, "anstatt immer neue Flächen zu versiegeln und so weitere Ressourcen zu verschwenden."
"Um schnell Wohnraum zu erschließen, müssen wir das, was wir haben, gut umnutzen. Wir müssen Leerstand flexibel gestalten, nachverdichten und aufstocken – anstatt immer neue Flächen weiter zu versiegeln."
Die Architects-for-Future-Aktivistin empfiehlt, leerstehende Büroflächen in Städten als Wohnraum zu verwenden. Im ländlichen Bereich liegt der Fokus auf den Ortskerne, die oft verfallen.
Leere Ortskerne im ländlichen Raum
"Die Ortskerne im ländlichen Raum sind leer. Gleichzeitig werden Drumherum reihenweise Einfamilienhausgebiete ausgewiesen", sagt Elisabeth Broermann. Menschen müssten sich fragen, wie sie wohnen wollen.
"In welchen Nachbarschaften wollen wir leben? Wie soll der Lebensmittelpunkt zukünftig aussehen? Können wir die bestehenden Gebäude nicht weiter nutzen?", all diese Fragen müssten sich Menschen stellen, damit wohnen und leben in Zukunft funktioniert.