Zu warm fürs ShoppingWintermode verkauft sich schlecht
Weil es so lange warm ist, bleiben die Geschäfte auf der Wintermode sitzen. Die wird schon ab Ende Juni geliefert und muss jetzt verkauft werden.
Es ist Mitte November, aber so richtig gefroren haben wir noch nicht, oder? Es ist einfach immer noch relativ warm, sodass die ganz dicken Wintermäntel und Fellstiefel noch nicht rausgeholt werden mussten. Oder neu gekauft werden mussten! Das merken auch die Händler, die auf ihrer Wintermode sitzen bleiben.
Händler müssen jetzt schon die Frühlingskollektion bezahlen
Michael Teppich sagt, ab Ende dieses Monats wird schon die Frühlingskollektion angeliefert. Und die muss er bezahlen - im besten Fall von den Einnahmen der jetzigen Wintermode. Aber das wird knapp. Michael Teppich betreibt fünf Modeläden namens Tatem in Berlin und rollt mit den Augen angesichts der milden Temperaturen.
"Die Leute kommen in den Laden und sagen, mir ist es zu warm. Mir ist es sogar zu warm, um was anzuprobieren."
Michael Teppich ist der einzige Modehändler, der mit uns reden wollte. Wir haben bei vielen angefragt - natürlich auch bei den großen Ketten - aber die Frage, was mit der Wintermode passiert, wenn sie nicht verkauft wird, scheint wohl doch zu brisant zu sein, angesichts von Berichten darüber, dass tonnenweise Klamotten verbrannt werden um Platz zu schaffen.
Als einzige Modekette hat sich Zalando zurückgemeldet und wenigstens schriftlich ein paar Fragen beantwortet. Das Unternehmen räumt ein, dass das warme Wetter Probleme bereitet.
"Der verspätete Start in die Herbst/Winter-Saison belastet die Modebranche. Insgesamt zeigt uns das Wetter, dass die Planung in Saisons und Produktionszyklen überdacht werden muss."
Daten helfen großen Ketten beim Einkauf
Laut Julia Zweigle von Zalando arbeitet das Modeunternehmen sehr daran, Strategien zu entwickeln, um schneller und flexibler auf das Wetter und die daran gebundene Nachfrage zu reagieren. Grundlage dafür sind Daten. Im Vergleich zu den Vorjahren, so Zalando, stehen weitaus mehr Daten zur Verfügung, um unsere Kaufentscheidungen zu unterstützen: "Diese datengetriebenen Maßnahmen sollen vermehrt Teil unserer Einkaufsstrategie werden, um auf bestimmte Effekte wie etwa Wetteränderungen schneller reagieren zu können."
Kleinere Ketten, wie Tatem von Michael Teppich, haben keine großen Datensätze, die beim Einkauf der Kollektionen Orientierung geben. Bei der Frage, was und wie viel er einkauft, muss er schlicht kalkulieren und ein bisschen pokern. Die Wintermode, die derzeit in seinen Läden hängt, hat Michael Teppich im August 2017 bestellt - also vor über einem Jahr.
Überschüssige Ware landet im Sale oder Outlet
Glücklicherweise treibt es Michael Teppich nicht gleich in den Ruin, wenn mal ein Saisongeschäft nicht gut läuft. Dafür hat er Rücklagen. Außerdem ist eine seiner fünf Filialen ein Outlet, wo Ware verkauft wird, die er nicht los geworden ist.
Ein Modell, das auch große Ketten wie Zalando anwenden.
Die Preise werden sinken
Und natürlich - und das wissen wir alle - geht es bald ganz massiv runter mit den Preisen. Am 23. November zum Beispiel ist Black Friday und danach kommen ganz viele Sales, bei denen wir günstig Wintersachen kaufen können. So werden die großen Ketten ihre Ware natürlich auch los. Die kleinen Läden hingegen haben damit Probleme. Die Kunden erwarten laut Michael Teppich inzwischen, dass auch in seinem Laden drastisch reduziert wird. Da, sagt er, kann er nicht mithalten.
Ebenfalls interessant:
- Fast fashion | Zu billig für den Altkleidercontainer
- Vorwurf an Modekette | H&M verbrennt Klamotten
- Social Media | Klamotten nur für Instagram