InvestmentKlamotten statt Aktien: Mode als Geldanlage

Lara hat Modedesign studiert. Sie setzt nicht auf Aktien oder ETFs, sondern auf Designklassiker als Geldanlage. Wirtschaftswissenschaftlerin und Marken-Strategin Julia Riedmeier weiß, wie erfolgreiches Mode-Investment funktioniert.

Mal eben tausend Euro für eine Handtasche ausgeben, die später noch mehr wert sein könnte: Lara investiert in Designerartikel. Damit hat sie klein angefangen: Zuerst hat sie auf den gängigen Second-Hand-Plattformen ihre getragenen Artikel verkauft und bemerkt, wie schnell sie damit Geld verdienen kann.

Es muss nicht sofort die Luxus-Handtasche sein

Anfangs hat sie vor allem Artikel aus dem Mittelpreis-Segment verkauft zwischen 50 und 300 Euro. Sie hat sich nicht auf bestimmte Artikel beschränkt, sondern Schuhe, Kleidungsstücke und Handtaschen angeboten. Ihren Verkauf hat sie schließlich immer weiter ausbauen können. Für bestimmte Artikel hat sie lange gespart.

Ihr erstes richtiges Investment war eine Levis-Jacke, die es nur in einer Limited Edition gab. Der Originalpreis lag bei 250 Euro – Lara hat sie für weniger gekauft und nach längerer Zeit für fast das Doppelte wieder verkauft.

"Wer in Mode investieren will, sollte die Modetrends und stylische Promis im Blick haben. Genauso beeinflussen aber auch soziale Ereignisse die Modetrends."
Lara, hat Modedesign studiert

In Mode investieren heißt allerdings nicht nur, zu wissen, welche Artikel gerade im Trend sind, sondern auch vorausschauend zu kalkulieren, welche Trends schon bald wieder abflachen und welche Promis und ihr Style vielleicht morgen schon nicht mehr angesagt sind. Das hat viel mit Beobachten, aber vor allem auch mit Gefühl zu tun, sagt Lara.

Oft passiert es auch, dass Lara ein gekaufter Artikel so gut gefällt, dass sie ihn doch gerne behalten möchte – bei fast jedem zweiten ist das der Fall. Das sei aber kein Problem, oft trage sie ihn dann für eine Weile, verkauft ihn und ersetzt ihn dann durch einen ähnlichen.

"Mode als Geldanlage funktioniert nur, wenn ich eine Leidenschaft dafür mitbringe und, wenn es sein muss, verbissen auf die Suche nach einem bestimmten Teil gehe."
Lara, hat Modedesign studiert

Bei Luxusartikeln ist der potenzielle Gewinn am höchsten. Es kann zwar passieren, dass auch No-Name-Artikel trenden, etwa durch ein viral gegangenes TitTok-Video oder weil eine prominente Person ihn getragen hat, allerdings flachen solche Trends auch schnell wieder ab, und die Sachen verlieren eher an Wert.

Für Lara ist das Investment nicht nur profitabel, sondern auch Leidenschaft, denn oft gehört Durchhaltevermögen und Know-how bei der Artikelsuche dazu. Zurzeit auf Laras Wunschliste: Eine originale Gucci Jackie Handtasche von 1961.

"Manchmal kann es gerade das Gelebte, die Patina, eines Artikels sein, der den Wert steigert."
Julia Riedmeier, Marken-Strategin

Julia Riedmeier ist Strategieberaterin und Dozentin für Luxusmanagement und Marktforschung an der Munich Business School. Auch sie investiert lieber in Designerartikel als in Aktien. Denn Mode als Geldanlage habe vor allem in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen.

Sie rät dazu, lieber sukzessive anzufangen und zu warten bis ein paar hundert Euro gespart sind, um sich ein Teil zu kaufen, das auch tatsächlich an Wert gewinnt.

Etikette sind Qualitätssiegel

Dafür sei es wichtig, nur kurzzeitige Trends zu erkennen. Ein Beispiel dafür seien beispielsweise Mikrotaschen, die zurzeit zwar angesagt seien, aber wohl kaum die Jahre überdauern dürften, so die Expertin.

Für ein Investment sollten wir uns lieber an Designerware halten, die schon seit Jahren gefragt ist. Bei der Suche von wertigen Artikeln sollten wir außerdem immer auf das Etikett achten. Denn ohne Etikett sei auch ein Weiterverkauf schwer. Wenn allerdings kein Etikett mehr vorhanden ist, das Stück aber den ikonenhaften Schnitt einer bestimmten Marke hat, gehe es auch ohne.

"Vor zehn Jahren habe ich in einem normalen Second-Hand-Laden eine Lederjacke für 40 Euro gekauft. Inzwischen ist sie über tausend Euro wert."
Julia Riedmeier, Dozentin für Luxusmanagement und Marktforschung

Inzwischen habe sich der Second-Hand-Markt professionalisiert, sagt Julia Riedmeier. Nicht mehr nur Ebay und Vinted, sondern auch Plattformen wie Vestiaire Collective oder Rebelle haben sich etabliert.

Die Expertin sagt auch: Es geht nicht immer nur um die Neuwertigkeit eines Stücks. gerade das Gebrauchte kann bei einem Vintage-Stück sogar den Wert steigern. Am Ende ginge es um die Leidenschaft, die jemand beim Mode-Investment mitbringt.