KircheChristian ist raus - Laura bleibt drin
Menschen treten aus der Kirche aus. Nichts Neues. Gründe dafür gibt es viele. Christian Parth erklärt seine. Laura Hassel nennt ihre fürs Drinbleiben.
Der Journalist Christian Parth hat auf Facebook seinen Gründe für seinen Kirchenaustritt öffentlich gemacht. 40 Jahre lang hat er der katholischen Kirche angehört. Nicht super religiös, hat aber lange hinter der Kirche gestanden. Die Kirchensteuer habe er immer gerne bezahlt, sagt er, weil es in der Kirche Menschen gebe, die mit ihrem caritativem Konzept anderen Menschen geholfen haben: "Das war für mich immer wichtig, diese Menschen zu unterstützen."
Schleppende Aufklärung der Missbrauchsfälle Grund für Austritt
Der Missbrauchsskandal in der Kirche, der seit Monaten in der Öffentlichkeit weltweit diskutiert wird, hat ihm den Grund geliefert, der Kirche den Rücken zu kehren. Nicht, dass es dazu gekommen ist, sondern weil die Aufklärung innerhalb der Kirche so schleppend voranginge, hätte ihn zum Austritt bewogen.
"Die Missbrauchsfälle, die für mich nicht zu ertragende mangelnde Aufklärung und das mangelnde Bekenntnis zur Schuld haben mich sehr gestört."
Zwar hat Papst Franziskus einen Missbrauchsgipfel im Vatikan abgehalten, aber dieser sei für Christian zur Farce geworden. Für ihn bedeutet das, dass die Kirche keinen Willen zur Aufklärung habe. "Jetzt muss ich eine klare Entscheidung treffen und auch für mich selber ein Signal setzen", so Christian Parth.
Kirche kann Heimat und Zuflucht sein
Laura Hassel ist 23, studiert Soziale Arbeit und ist in Essen in der katholischen Kirche ehrenamtlich tätig. Sie ist Leiterin der Katholischen jungen Gemeinde (KjG). Dabei ist sie, wie sie selber sagt, nicht in einer besonders katholischen Familie aufgewachsen. Sie habe eher selbst ihren Weg zur Kirche gefunden - über die KjG.
"Ich bin schon ein Mensch, der morgens und abends betet."
Die KjG habe ihr die Bedeutung von Gemeinschaft gezeigt, als einen Ort, wo sie Heimat und Zuflucht findet und akzeptiert werde, wie sie ist.
"Katholische Kirche und Soziale Arbeit: Da bekomme ich in der Uni oft zu hören, dass passe doch gar nicht mit meinen Einstellungen zusammen."
Tatsächlich gibt es auch für Laura Reibungspunkte zwischen ihrer Einstellung und den offiziellen kirchlichen Vorgaben. Aber zwei Gründe haben für Laura den Ausschlag gegeben, warum sie in der Kirche geblieben, dort immer noch aktiv ist und Kirche mitgestalten möchte.
Erneuerung der Kirche von innen
Zum einen sei das die KjG, durch die sie den Glauben immer mit etwas Positivem verbunden habe. Zum anderen glaubt sie daran, das System Kirche von innen heraus erneuern zu können, indem sie Kritik äußert und Denkanstöße gibt. Sie möchte mit den Menschen in der Kirche ins Gespräch kommen, um so einen Prozess anzustoßen.
"Katholische Kirche ist nicht nur Ausgrenzung, Diskriminierung und Unterdrückung von Frauen. Es gibt so viel mehr und sie kann so viel Halt im Leben geben. Die KjG steht für eine progressive Kirche."
Gerade in der KjG sieht Laura ihre eigenen Ansichten vertreten, die sich für ein gleichberechtigtes Agieren von Männern und Frauen in der Kirche und für sexuelle Vielfalt einsetze.
Würdigung der Opfer und Prävention
Den Grund, warum Christian aus der Kirche ausgetreten ist, kann Laura nachvollziehen. Auch sie fragt sich, wie Missbrauch in ihrer Kirche stattfinden konnte. Aber anstatt auszutreten, setzt sie sich für eine starke Prävention ein und wünscht sich für die Opfer, dass sie trotz des Unrechts, das ihnen widerfahren ist, ihren Frieden finden können und gestärkt werden.