Wissenschaftsjournalist Felix Hütten"Sterben passiert das ganze Leben lang"
Felix schreibt gegen die Angst vor Sterben und Tod an. Er will zeigen: Wir können selbst schlimme Situationen etwas erträglicher gestalten.
Bei seiner ersten Nachtschicht als Hospitant auf dem Rettungswagen sieht Felix seinen ersten Toten. „Das werde ich nicht mehr vergessen“, sagt er. Seitdem hat sich Felix lange und intensiv mit Sterben und Tod beschäftigt. Eigentlich wollte Felix Arzt werden, doch im Medizinstudium hat er gemerkt, dass ihm Schreiben noch wichtiger ist. Mittlerweile schreibt er als Wissenschaftsredakteur für die Süddeutsche Zeitung – und hat gerade ein Buch veröffentlicht: Sterben lernen.
"Tod ist ein Zustand. Sterben ein Prozess."
Darin setzt sich Felix unter anderem mit den großen Ängsten auseinander, die Menschen vor allem vor dem Sterben haben. "Viele haben Angst, dass sie große Schmerzen haben werden, die man nicht kontrollieren kann." Doch gegen diese Hilflosigkeit kann man etwas tun. Morphin habe immer noch ein schlechtes Image als Medikament, sagt Felix. Dabei könne man es individuell dosieren und so vielen Menschen helfen.
"Ich wünsche mir, dass jeder eine Vollmacht hat."
Schmerzen und Hilflosigkeit sind ein großes Thema beim Sterben. Ein anderes: die Verwaltung des eigenen Nachlasses. "Ich habe immer gedacht: Umfallen und tot sein ist eine gute Lösung. Heute bin ich mir da gar nicht mehr so sicher", sagt Felix. Er hat mit vielen Sterbenden gesprochen und erlebt, was sich viele Menschen am Ende ihres Lebens wünschen. Da geht es häufig um etwas mehr Zeit, um sich zu verabschieden und letzte Dinge zu regeln. Dazu gehören auch der analoge und der digitale Nachlass. "Das wünsche ich mir auch", sagt Felix.
"Sterbehilfe-Debatte führen eher Lebende."
Für viele Menschen sei darüber hinaus Kommunikation ein großes Problem. Dazu gehört nicht nur, sich über die eigenen Bedürfnisse klar zu werden, sondern diese dann auch zu kommunizieren.
In Eine Stunde Talk erzählt Felix, warum beim Sterben auch ein bequemer Schlafanzug und ein Ladekabel wichtig sein können, warum vielleicht so etwas wie gutes Sterben machbar ist und wie er sich seinen eigenen Tod vorstellt – inklusive Grabrede.
- Sterben: Wir sollten den Tod in unser Leben lassen | Niemand möchte sich ernsthaft mit dem Tod beschäftigen, solange man es nicht muss. Aber irgendwann sind wir plötzlich mit ihm konfrontiert und völlig überfordert. Deshalb sollten wir den Tod schon vorher zum Teil des Lebens machen.