GeschlechterverhältnisseKein Platz für trans: Warum ist Profisport so binär?

Fast nirgends wird so streng nach Geschlecht unterschieden wie im (Profi-)Sport. Für trans, inter und nicht-binäre Sportler*innen bringen solche Vorgaben unweigerlich Hürden und Diskriminierung mit sich. Am Ende muss die Liebe groß genug sein – zum Sport und zu sich selbst.

Wenn im Sommer die Olympischen Spiele in Paris stattfinden, werden Sportlerinnen ganz selbstverständlich daran teilnehmen. Im Jahr 1900, als die Wettkämpfe ebenfalls in der französischen Hauptstadt stattfanden, war das noch nicht so. Es war die erste Olympiade, an der nicht nur Männer, sondern auch Frauen teilnehmen durften, wenn auch nicht in allen Sportarten. Weitere 28 Jahre dauerte es, bis beispielsweise Leichtathletik-Wettkämpfe für Frauen geöffnet wurden.

Platz in einem streng-binären System finden

Damals hatte man noch Sorge, dass "der strapaziöse sportliche Wettkampf das schwache Geschlecht körperlich schädigen könnte" – wie es bei der Eröffnungsfeier hieß. Das sieht mittlerweile anders aus. Die Olympischen Spiele 2024 werden die ersten sein, bei denen gleich viele Männer und Frauen antreten.

Aber wie steht es denn eigentlich um die Sportler*innen, die nicht in die Kategorie cis Mann oder cis Frau passen? Fast nirgends wird so streng nach Männern und Frauen unterschieden wie beim Sport. Die Konsequenz: Nichtbinäre oder trans Menschen, die nicht in das System passen, werden oft ausgeschlossen.

So ging es unter anderem der Marathonläuferin Amanda Reiter. Bei einer Bayerischen Meisterschaft dachte sie erst, sie hätte sich den Titel geholt. Dann wurde sie aber überraschend Zweite und stellt zu Hause fest: Die Frau, die als Siegerin gelistet war, hatte gar nicht am Rennen teilgenommen.

"Eine Urkunde habe ich nie erhalten, eine Siegerehrung auch nicht. Man will einfach eine andere Läuferin auf dem Siegertreppchen haben als eine transsexuelle Frau."
Marathonläuferin Amanda Reiter im Film "Life is not a Competition, but I'm Winning"

Darüber spricht Amanda Reiter in Julia Fuhrmanns Film "Life is not a competition, but I'm winning". In dem halbdokumentarischen Film geht es um die Realität queerer Sportler*innen. Amanda Reiter legt Einspruch gegen ihre Silbermedaille ein. Diesem wird zunächst nicht stattgegeben, später aber doch. Irgendwann wird die Siegerinnen-Medaille kommentarlos an ihren Verein geschickt.

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Bei den Olympischen Spielen in Paris treten ein paar nicht binäre Sportler*innen an, unter anderem Quinn. Quinn spielt Fußball für das kanadische Frauen-Nationalteam, obwohl Quinn selbst sagt, dass das eigentlich nicht zur Geschlechtsidentität passt. Aber Quinn ergreift lieber diese Chance, als gar keinen Profisport machen zu können.

In dieser Ausgabe von "Eine Stunde Liebe" blicken wir mit Regisseur*in Julia Fuhr Mann auf den queeren (Profi-) Sport. Raphael Späth aus der Deutschlandfunk-Sportredaktion erklärt, welche Regeln für trans Sportler*innen bei den Olympischen Spielen gelten.

Das Titelbild zeigt die südafrikanische Mittelstreckenläuferin Caster Semenya. Die intergeschlechtliche Frau ist mehrfache Olympiasiegerin sowie Weltmeisterin im 800-Meter-Lauf. Ihre ganze Sportkarriere ist geprägt von Diskriminierung und juristischen Auseinandersetzungen darum, ob sie bei den Frauen starten darf.