Karriereberaterin Silke Koppitz"Für viele Mitarbeiter ist die Weihnachtsfeier sozialer Druck"
Sie können anstrengend sein und trotzdem wird vielen die traditionelle Weihnachtsfeier auf der Arbeit in diesem Jahr fehlen. Gemeinsames Feiern kann für das Arbeitsklima nämlich genauso wichtig sein wie Teambuilding-Workshops.
Krampfiger Small Talk mit dem Kollegen aus dem Büro nebenan oder eine völlig betrunkene Chefin, die anzügliche Witze macht: Die jährliche Weihnachtsfeier kann ein völliger Albtraum und absolut verzichtbar sein. Dennoch kann sie auch viele Chancen bieten, weiß Karriereberaterin Silke Koppitz: "Weihnachtsfeiern sollen uns allen dabei helfen, uns besser kennenzulernen und zusammenzuschweißen."
Ein gemeinsamer Partyabend sei dabei genauso wichtig wie ein Teambuildingevent, bei dem es einen klaren Arbeitsauftrag gibt. "Viele Unternehmen verbinden das auch. Die machen einen Weihnachtsfeiertag, erst werden die Ziele des nächsten Jahres besprochen und danach findet die Feier statt."
"Bei der Weihnachtsfeier gibt es kein Ziel und keinen Zeitdruck, beim Teambuilding liegt der Fokus schon auf der Produktivität mit Zielstellung."
Personalerinnen und Personaler würden sich vor einer gemeinsamen Feier zusammensetzen, um ein Konzept zu verfassen. Sie stellen sich vor, dass das Team gestärkt aus der Veranstaltung herausgeht, aber oft funktioniert die Umsetzung in der Realität nicht: "Leuten mischen sich nicht in dem gewünschten Maße, außer sie werden mit Spielereien dazu gezwungen und dann führt Alkoholkonsum dazu, dass es manchmal aus dem Ruder läuft."
"Für viele Mitarbeitende ist die Weihnachtsfeier ein totaler sozialer Druck. Einige wollen das Berufliche und Private trennen, aber bei so einer Feier verwischen die Grenzen."
Aber nicht nur für diejenigen, die die jährliche Weihnachtsfeier organisieren, kann der Abend anstrengend werden, auch für einige Mitarbeitende bedeutet er in erster Linie Stress. Zum Beispiel weil sie keine Lust haben, privat Zeit mit Leuten von der Arbeit zu verbringen oder weil sie sowieso gerade unzufrieden im Unternehmen sind.
Die Weihnachtsfeier kann auch Sprungbrett für die nächsten Karriereziele sein
Grundsätzlich sei es in Ordnung, wenn wir keine Lust auf die Weihnachtsfeier haben und stattdessen zu Hause bleiben, sagt Karriereberaterin Silke Koppitz. Trotzdem sei die Weihnachtsfeier auch eine Chance, Leute privat kennenzulernen und sich vorzustellen, auch im Hinblick auf anstehende Beförderungen: "Wenn man jemand ist, der sich permanent rauszieht, empfiehlt man sich nicht für eine Führungsperson."
Aber keine Sorge – wer nun einfach keine Lust auf Partys mit Kolleginnen und Kollegen hat, zerstöre sich nicht automatisch die Karriere. Es komme auf den Gesamteindruck an und wer dafür bei anderen Teamevents am Start ist, könne das ausgleichen.
"Wenn man sich auf andere Art und Weise engagiert zeigt, ist es kein Problem, wenn man sagt, die Weihnachtsfeier ist nicht mein Ding."
Und auch wenn Silke Koppitz weiß, dass nicht alle Leute große Lust auf die betriebliche Weihnachtsfeier haben, vermutet sie nach Corona einen Stimmungswechsel. Schließlich müssen die meisten von uns 2020 ohne gemeinsame Party auskommen. Allgemein rät sie Firmen, sich auch in puncto Weihnachtsfeier authentisch zu zeigen und nicht zu verbiegen: "Es bringt nichts, ein Unternehmen am letzten Tag des Jahres total zu wandeln."