KarriereWas Körpergröße und Gewicht mit Erfolg zu tun haben

Körpergröße und Gewicht können einen Einfluss auf unseren Erfolg haben. Größere Männer etwa sollen per se mehr karrierefördernde Soft Skills mit auf den Weg bekommen. Aber: Faktoren wie Größe lassen sich auch kompensieren – denn Soft Skills können wir bewusst lernen.

Je größer eine Person ist, desto mehr Geld bekommt sie. Im Schnitt ist der Verdienst um zehn Prozent höher pro zehn Zentimeter mehr Körpergröße, sagt Verhaltensökonom Matthias Sutter. Er ist der Direktor des Max-Planck-Instituts zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern und forscht dort zur experimentellen Wirtschaftsforschung und Verhaltensökonomik.

"Wenn Sie größer sind, verdienen sie im Schnitt mehr Geld."
Matthias Sutter, Verhaltensökonom, Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern

Tatsächlich sei der Zusammenhang zwischen der Körpergröße und dem Gehalt in den Wirtschaftswissenschaften schon länger ganz gut untersucht. Besonders bei Männern zeigten die Daten diesen Effekt von der Körpergröße auf den Verdienst. Der Ursprung dafür liegt in der Jugend der späteren Arbeitnehmer, so der Verhaltensökonom.

Größere Menschen haben größere soziale Netzwerke

Demnach haben Jugendliche, die größer sind, auch größere soziale Netzwerke. Sie sind etwa häufiger Mitglied in einem Verein, engagieren sich öfter bei der Freiwilligen Feuerwehr oder als Schulsprecher. Dabei erlernen sie wichtige Soft Skills wie zum Beispiel das Übernehmen von Verantwortung, Kompromissbereitschaft, Zuverlässigkeit – und damit Eigenschaften, die später im Berufsalltag wichtig sind.

Bei Frauen ist der Zusammenhang zwischen der Körpergröße und dem Gehalt weniger gut untersucht. Es gibt zwar Daten, die darauf hinweisen, dass auch größere Frauen mehr verdienen, sagt Matthias Sutter. Aber weil Frauen ihren Job eher zugunsten der Kindererziehung pausieren als Männer, seien die Studien hier nicht so aussagekräftig.

Körperform und Gehalt

Neben der Körpergröße wurde auch schon der Zusammenhang zwischen der Körperform und dem Verdienst untersucht. Eine ältere Studie der Uni Potsdam zeigt zum Beispiel, so der Verhaltensökonom, dass Frauen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von 21,5 mehr Geld verdienen als Frauen, die über diesem Wert liegen. Ein BMI von 21,5 würde bei einer Größe von 1,70 Metern einem Gewicht von ungefähr 60 Kilogramm entsprechen – Model Heidi Klum soll etwa so einen ähnlichen BMI haben.

Besonders in Berufen mit Repräsentationsaufgaben wie direktem Kund*innenkontakt besteht dieser Zusammenhang zwischen Gewicht und Gehalt bei Frauen, sagt Michael Sutter. Bei Männern konnte die Studie diese Verbindung nicht aufzeigen, wenn sie in einem Bürojob arbeiten.

Wenn die Arbeit allerdings körperlich anstrengend ist, dann verdienen Männer demnach weniger, wenn sie untergewichtig sind. Sie bekommen bis zu acht Prozent weniger Geld als normal- und übergewichtige Männer. Die Studienautoren vermuten hier einen Kraftbonus als Erklärung: Besonders in körperlich anstrengenden Berufen zeichnet sich - vermeintliche - Muskelmasse aus.

Startnachteile kompensieren: Soft Skills lassen sich lernen

Es wirken sich also offenbar nicht "nur" Faktoren wie Geschlecht oder Herkunft auf unsere Karrierechancen und -wege aus, sondern auch einfache Körpermerkmale - leider kaum überraschend.

Die gute Nachricht: Wichtig ist dabei, betont Matthias Sutter, dass es in solchen Studien um Wahrscheinlichkeiten geht. Das bedeutet: Größere Männer beispielsweise verdienen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit mehr Geld, ja. Das heißt aber nicht im Umkehrschluss, dass nur große Männer erfolgreich werden können!

Denn entscheidend seien hier eben die Soft Skills, die diese Männer wegen ihrer Größe in ihrer Jugend eher entwickeln können, und auf die es in vielen Berufen ankomme – wie eben Teamfähigkeit, analytisches Denken oder die Art und Weise, wie wir kommunizieren. Diese Fähigkeiten können wir auch nach unserer Jugend noch erlernen und dann für uns nutzen, so der Verhaltensökonom.