Kalorienarmer ZuckerAllulose: Zucker, der nicht dick macht
Echter Zucker, der nicht mehr dick macht: Diesen Traum aller Naschkatzen soll jetzt ein Projekt möglich machen, das Bundesernährungsministerin Julia Klöckner mit 1,6 Millionen Euro fördert. Allulose heißt das Wunderzeug. Die Ministerin verspricht sich sehr viel davon. Doch ganz unproblematisch ist die Sache nicht.
Geht es nach der Bundesernährungsministerin Julia Klöckner, dann soll Allulose schon in drei Jahren auf dem Markt sein. Allulose ist ein sogenannter Einfachzucker, sagt die Ernährungswissenschaftlerin Maike Ehrlichmann. Mit 70 Prozent süße Allulose zwar etwas weniger, aber das sei immer noch ausreichend süß, um ihn als Zucker einzusetzen.
"Das Besondere ist, Allulose süßt mit 70 Prozent etwas weniger. Das ist aber noch ganz ordentlich. Er kommt aber nur sehr sehr selten in der Natur und in ziemlich geringen Mengen vor."
Da der Zucker in der Natur nur selten und in geringen Mengen vorkomme, werde der Zucker im Labor jetzt nachgebastelt, so die Ernährungswissenschaftlerin.
Doch Maike Ehrlichmann hält eine zu frühe Zulassung für nicht ganz unproblematisch. Bei den E-Zusatzstoffen wurden einige wieder verboten, obwohl sie zugelassen wurden. Und auch bei den Süßstoffen gebe es ernstzunehmende Studien, die belegen, dass die Stoffe teils gesundheitsschädigend sind. Zum Beispiel Phosphate, die schädigend auf das Herz-Kreislaufsystem wirken. Oft zeige sich solche Problem erst nach Jahren der Zulassung.
"Auch wenn Stoffe zugelassen werden, zeigen sich oft nach Jahren und Jahrzehnten doch noch Folgen, die in Studien so nicht untersucht worden sind."
Vor einer Zulassung seien daher eigentlich umfassende Langzeitstudien mit Menschen sinnvoll. "Die habe ich bei der Allulose noch nicht finden können", sagt Maike Ehrlichmann.
Das Verlangen nach Zucker wird immer größer
Vor dem Hintergrund, dass es sinnvoller sei, den Zucker in unserer Ernährung eher zu reduzieren, sei die Diskussion um kalorienarmen Zucker aber ohnehin komplett absurd. Zucker bringt Süße mit sich. Und mit Süße verbinden wir Energie. Heißt: Zucker bedeutet auch immer einen Energieschub für den Körper.
Aber dadurch, dass Zucker inzwischen überall enthalten ist und alles hochgesüßt wird, werde unsere individuelle Süßschwelle gesenkt – der Körpers signalisiert immer später, ab wann unser Zuckerbedarf gedeckt ist. Und so wird unser Verlangen nach Zucker immer größer.
"Wenn die Leute ständig überall Zucker reingepfiffen kriegen, wollen sie auch immer mehr."
Noch ist nicht klar, ob wir unseren Geschmacksinn mit Allulose-Produkten täuschen, unsere Süßschwelle dadurch sinkt und wir dann auch bei Produkten mit echtem Zucker voll reinhauen, warnt Maike Ehrlichmann.
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