KoffeinKaffee macht manchmal müde, aber vor allem wach
Kaffee soll wach machen. Aber manchmal – vor allem, wenn ihr so Kaffee-Junkies seid – stellt sich eher ein Tief als ein Hoch ein. Macht Koffein also eher müde als wach? Ilka Knigge räumt mit ein paar Legenden auf.
Koffein ist eine psychoaktive Substanz, die ziemlich viel und weltweit gebraucht wird. Durch die neurobiologischen Effekte spielt sich einiges beim Kaffee-Genuss in eurem Gehirn ab.
Koffein blockiert im Gehirn die Adenosin-Rezeptoren. Adenosin ist ein Molekül, das uns ruhig und müde macht. Durch diese Blockade macht der Kaffee beziehungsweise das Koffein seinen Job und ihr fühlt euch wach. "Aber das Koffein blockiert nicht ewig den Weg", sagt unsere Reporterin Ilka Knigge. Die Wirkung lässt irgendwann nach und Adenosin bindet wieder an den Rezeptoren im Gehirn an. Das Kaffeehoch lässt nach und wir werden wieder müde. Dieser Effekt ist ganz normal.
Bei zu viel Kaffee gehen die Koffein-Hochs verloren
Aber, wenn ihr sehr viel Kaffee trinkt, dann verändert sich die Wirkung. Denn euer Körper reagiert auf einen hohen Koffeinkonsum: Er will zwischendurch einfach mal entspannen können, statt im Dauer-Hoch sein zu müssen. "Deshalb werden mehr Adenosin-Rezeptoren im Gehirn gebildet", sagt Ilka. Und damit kann das Koffein nicht mehr alle Rezeptoren blockieren, sodass die gleiche Menge Kaffee seine Wirkung verliert.
Aber zur Beruhigung: Der Zustand des Kaffee-Kicks lässt sich wieder herstellen. Wenn ihr auf Kaffee verzichtet, kehrt die gewünschte Wirkung zurück. "Da helfen schon wenige Tage", sagt Ilka. "Und Entzugserscheinungen wie Kopfschmerzen sind ganz normal." Leider.
Ein normaler Kaffee-Konsum entzieht kein Wasser
Dass Kaffee müde machen könnte, weil er dem Körper Flüssigkeit entzieht, dem widerspricht die Ernährungswissenschaftlerin Anna Flögel. Kaffee sei nur sehr geringfügig harntreibend. Wenn ihr moderat Kaffee genießt – also zwei bis vier Tassen am Tag – dann gleicht der Körper das aus und wir müssen kein zusätzliches Wasser trinken.
"Kaffee ist nur sehr geringfügig harntreibend im Körper. Wenn wir von einem moderaten Kaffeekonsum sprechen, und insgesamt genügend Flüssigkeit im Körper haben, dann kann der Körper das selber ausgleichen."
Auch die Annahme, dass Kaffee müde machen könnte, weil er den Blutzuckerspiegel erhöht, ist nicht zu belegen, so Ilka Knigge. "Es gibt zwar eine einzelne Studie, die das nahelegt, aber Meta-Analysen zeigen: Kaffee hat entweder keine Wirkung auf die Insulinempfindlichkeit oder ein positive."
Damit ist der Kaffee also gerettet: Er macht hauptsächlich wach, nicht müde. Außer wenn ihr zu viel davon zu euch nehmt.
Dennoch ist die Wirkung von Koffein individuell sehr verschieden. Das heißt, wie lange Kaffee wirkt und wie wach er macht. Das hängt von der Aktivität des Leberenzyms ab, so Anna Flögel. Denn das baut Koffein ab. Und damit ist die Wirkung genetisch bedingt.
"Das heißt, Leute die Koffein sehr langsam abbauen, die haben eine lange Wirkung von einer Tasse Kaffee. Und Leute, die Koffein schnell abbauen, haben nur eine kurzzeitige Wirkung des Kaffees."
Je nach Typ wird das Koffein eben schneller beziehungsweise langsamer abgebaut und damit hält die Wirkung eben kürzer oder länger an. Das entscheidet auch darüber, ob ihr der Typ "Coffee Nap" seid oder nicht. Dann funktioniert nämlich die Strategie, sich nach einer Tasse Kaffee für 20 bis 30 Minuten zu einem Nickerchen hinzulegen – wenn ihr dann aufsteht, kickt der Kaffee besonders. Manche Menschen schwören drauf.