Journalismus im KriegDie Stringer von Aleppo
Aleppo in Syrien ist derzeit wohl der menschenfeindlichste Ort der Welt: kaum Essen, kaum Wasser, jeden Tag Bomben und Tote. Informationen bekommen wir nur von den Stringern in der Stadt: Einheimische, die filmen, fotografieren und Informationen sammeln.
Bis zu 300.000 Menschen leben noch in dem von Rebellen kontrollierten Ostteil der Stadt. Ihre Situation ist lebensbedrohlich. Ohne die Stringer von Aleppo hätten wir überhaupt keine Ahnung, was in der Stadt geschieht, die von den Truppen des syrischen Machthabers Assad und der russischen Armee eingeschlossen ist.
Ohne Stringer läuft in Medien nichts
Die Stringer sind Aktivisten, sie wollen über die Lage in Aleppo berichten. Auch darum versuchen sie nicht aus der belagerten Stadt zu fliehen. Über WhatsApp, Skype und Mail nehmen sie Kontakt zu Redaktionen auf, auch zum ARD-Studio in Kairo, das Volker Schwenck leitet: "Die Aufständischen haben die Möglichkeit gefunden, über die Türkei eine Verbindung ins Internet aufzustellen." So kommunizieren Stringer und Journalisten miteinander.
Ein zuverlässiger Kontakt ist so allerdings nicht möglich, Volker Schwenck kann nicht einfach durchklingeln, wenn ihm gerade mal eine Frage auf den Nägeln brennt. "Wir haben aber auch einen Mittelsmann, einen ehemaligen Rebellen", erklärt der Journalist. "Wenn ich eine Frage habe, schaut der, wann er jemanden in Aleppo erreicht, um die Frage zu beantworten."
"Es gibt auch einen ganz normalen Alltag. Das Schlimme am Krieg ist ja, dass man sich an ihn gewöhnt."
Die Stringer riskieren ihr Leben, um Journalisten mit Informationen aus Sicht der Rebellen zu versorgen. "Uns ist natürlich klar, dass auch mit Bildern und Informationen Krieg geführt wird", sagt Volker Schwenck. "Da wird viel gelogen." Dem könne man nur entgehen, indem er seine Stringer gut kenne.
"Wir haben großes Interesse daran, dass unsere Stringer in Aleppo bleiben. Auch wenn's schwer ist."
- Warum wir Männer wie Fadi brauchen | Volker Schwenck über Stringer