Programmierte WitzeJon the Robot: Ein Roboter als Stand-Up-Comedian
Jon the Robot ist ein kleiner Roboter, der ganz groß raus will: Er wurde nämlich als Stand-Up-Comedian programmiert. Auch, wenn seine Gags amüsant sind – Stand-Up-Comedy braucht mehr als nur gute Pointen.
32 Shows hat der kleine Roboter auf seiner ersten Comedey-Tour durch Los Angeles und Oregon gespielt. Auf dieser Tour wollte seine Entwicklerin Naomi Fitter von der Oregon State University herausfinden, wie Mensch und Maschine über das Vehikel Humor miteinander in Kontakt treten können. In Videos auf YouTube sieht man: Die Witze von Jon bringen viele Lacher.
Auch die beiden Comediennes Lena Liebkind und Alexandra Schiller haben sich über seine Performance amüsiert. Einen menschlichen Comedian kann ein Roboter aber nicht ersetzen, sagen die beiden.
Die Roboter-Gags kommen gut an
Jon the Robot ist nur einen halben Meter groß. Im Grunde sieht er aus wie ein Spielzeugroboter. Wenn er auf einer Bühne steht, dann immer mit einem extra Podest. Naomi Fitter hält ihm dann ein Mikrofon an die Seite, denn dort sind seine Lautsprecher angebracht.
Viel bewegen kann er sich nicht. Ab und zu gehen seine Arme senkrecht hoch und runter, die Finger bewegen sich ein bisschen oder er dreht den Kopf leicht zur Seite. Die Witze des Roboters wurden an ihn angepasst. Er erzählt beispielsweise, wie er auf mehreren Castings war, aber nie dem Schönheitsideal entsprach und deshalb über eine Schönheitsoperation nachdenke. Seine Shows enden immer mit dem gleichen Satz, in dem er die Leute bittet, ihn wieder zu buchen, damit er ihre Jobs wegnehmen kann. Das Publikum lacht und applaudiert.
"Thank you. You have been a great audience – if you like me. Please book me and help me take your Jobs!"
Interaktion mit dem Publikum
Das allerwichtigste für seine Entwicklerin Naomi Fitter war aber, dass der Roboter nicht nur stumpf einen Witz nach dem anderen abspielt, sondern auch auf die Reaktionen des Publikums eingehen kann. Mit einem eingebauten Mikrofon misst der Roboter die Anzahl der Lacher und reagiert dementsprechend darauf: Lacht das Publikum laut und viel, geht der Witz noch etwas weiter, ist die Reaktion eher verhalten, beendet er den Witz mit dem nächsten Satz.
Amüsant und gruselig
Comedienne Lena Liebkind hat sich von den vorgeschriebenen Roboter-Gags durchaus unterhalten gefühlt. Auch, wenn ein Roboter nur die klassischen One-Liner abfeuern kann, also kurze Witze mit einer Punchline, sagt sie.
"Es war wirklich witzig! Also da haben die Autoren wirklich gute Gags aus der Sicht eines Roboters geschrieben."
An der Performance sieht Lena Liebkind allerdings noch "Verbesserungsbedarf". Es reicht nicht nur lustige Ideen im Kopf zu haben. Diese auch lustig rüberzubringen – darin besteht die große Kunst eines Comedians. Doch die Mimik und Gestik des kleinen Roboters fällt spärlich aus.
"Die Mimik und die Gestik, das ist das, was bei dem Roboter jetzt fehlt."
Andererseits sagt Lena Liebkind: Einen Roboter mit künstlicher Intelligenz, der sogar den Mund bewegen würde, das empfinden wir Menschen dann eher als gruselig. Wenn er dann noch Witze darüber macht, wie er uns die Jobs oder sogar unsere Leben wegnimmt, könnte einem das Lachen schon mal im Hals stecken bleiben.
Die Identifikation bleibt aus
Alexandra Schiller, die ebenfalls seit einigen Jahren auf der Bühne steht, findet die ersten Versuche von Jon-The-Robot auch gar nicht so schlecht. Doch etwas fehlt: Die Menschlichkeit und Verletzlichkeit. Damit würde es auch uns Menschen schwerer fallen, sich mit dem Roboter zu identifizieren und bei einer Story mitzuleiden und danach mitzulachen.
"Ich finde, für seine ersten Versuche macht er das ganz gut. Aber ich glaube, dadurch, dass er ein Roboter ist, gibt es einige Sachen, die ihm einfach Fehlen."
Wenn man sich beispielsweise den Zeh anstößt, dann tut das im ersten Moment ziemlich weh, einige Tage später kann man darüber aber wieder lachen und dem Publikum erzählen, wie witzig es eigentlich war, sagt Alexandra Schiller. Derartige Geschichten traut die Comedienne einem Roboter nicht zu.