Künstliche IntelligenzDer vollautomatische Ladendetektiv
Beim Thema Künstliche Intelligenz (KI) ist die Entwicklung eindeutig: In immer mehr Bereichen überflügelt die Technik die Fähigkeiten des Menschen. Jüngstes Beispiel: In Japan entdeckt jetzt eine Maschine selbständig Ladendiebe.
Demnächst könnten Ladendiebe vollautomatisch überführt werden: Eine spezielle Überwachungskamera, wie sie heute schon millionenfach in den Geschäften installiert ist, könnte in Zukunft mit einer Software zusammen Ladendiebe erkennen.
Dass jemand das Buch nicht zum Bezahlen an der Kasse aus dem Regal nimmt, sondern um es zu klauen, erkennt die Software, indem sie die Bewegungen und Posen der Kunden analysiert, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Andreas Noll - zum Beispiel das Einstecken eines Buches in eine Tasche.
"Bewegungen wie 'das Buch in die Jackentasche stecken' verbindet die KI dann mit einem Ladendiebstahl."
Der Ladenbesitzer wird automatisch informiert und kann dann im besten Fall gleich handeln.
Das Ganze funktioniert mit einer Open-Source-Technologie, also einer Technik, die kostenfrei verfügbar ist. Entwickelt wurde sie von Forschern der Carnegie-Mellon-Universität in den USA. Ende Juli schon soll die Technik in Japan für Kunden einsetzbar sein.
Von externen Servern analysiert
Das System ist vergleichsweise preiswert zu haben, sagt Andreas Noll: Die Kamera kostet umgerechnet gut 2000 Euro, etwas mehr als 30 Euro pro Monat werden dann für die Cloud-Anbindung fällig, ohne die das alles nicht funktioniert. Die Kameradaten werden nämlich auf externen Servern analysiert.
Trotz der Serienreife wird regelmäßig von Fehlalarmen berichtet. Zum Problem kann es zum Beispiel werden, wenn ein Kunde ein Produkt wieder ins Regal zurückstellt. Und auch, wenn Mitarbeiter Produkte sortieren, scheint das System noch nicht ganz ausgereift zu sein.
"Im Großen und Ganzen funktioniert die automatische Analyse offenbar."
Ob das System mit der neuen europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) vereinbar wäre, ist zweifelhaft, sagt Andreas Noll. Es handelt sich um einen direkten Eingriff in die Privatsphäre, zumal die Bilder ja auch noch auf fremden Servern gespeichert und analysiert werden.
Außerdem könne man darüber streiten, ob solche Systeme allen Kunden in gleichem Maße unvoreingenommen gegenübertreten – oder ob unter Umständen bestimmte Menschengruppen als besonders anfällig für Ladendiebstähle eingeordnet werden. Das wäre dann nahe der Diskriminierung.
Automatische Diebstahlerkennung bald auch in Europa?
Trotz der jetzt gültigen DSGVO geht Andreas Noll davon aus, dass eine vergleichbare Technik über kurz oder lang auch zu uns nach Europa kommen wird. Weil sie anscheinend funktioniert – und weil Geld und Personal spart.
Ein Beispiel dafür ist das Predicitive Policing, die Verbrechensvorhersage. In den USA ist das schon seit vielen Jahren Standard, und mittlerweile wird das auch in Deutschland immer stärker eingesetzt.
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