Jan KammannEin Lehrer bereist die Herkunftsländer seiner Schüler
Lehrer Jan Kammann hat sich eine Auszeit vom Klassenzimmer genommen. Ein ganzes Schuljahr lang reist er in die Länder, aus denen seine Schüler ursprünglich kommen. Im Iran, in Albanien, Armenien oder dem Kosovo wird der 37-Jährige selbst zum Schüler anderer Kulturen.
Eigentlich unterrichtet Jan Kammann Englisch und Erdkunde an einem Gymnasium in Hamburg. Im Moment macht der 37-Jährige allerdings ein Sabbatjahr. Mit seiner internationalen Klasse bleibt er in der Zeit aber trotzdem verbunden. Er bereist nämlich die Länder, aus denen seine Schüler kommen. 22 sind das - alle wird der Lehrer aber wahrscheinlich nicht schaffen.
"Jedes Land ist für sich ein Schatz und eine Reise wert."
Vor seinem Sabbatjahr hat Jan Kammann die Klasse drei Jahre lang unterrichtet. In der Zeit spielte die Herkunft der Schüler auch immer eine Rolle. Was ist in der Heimat los? Was hat die Schüler nach Deutschland getrieben? Fragen, die der Geograf mit den Jugendlichen besprochen hat. Irgendwo dazwischen reifte dann der Entschluss für die ungewöhnliche Reise.
"Das ist Weltpolitik, Weltgeschehen, was ich da im Klassenraum habe."
Den Anstoß für seine erste Station gab eine Schülerin aus Bulgarien. Die kam nach den Ferien immer zu spät zum Unterricht - manchmal zwei Tage, erzählt Jan Kammann: "Es hieß dann, dass der Bus Verspätung hat." Klingt nach billiger Ausrede, dachte sich der Lehrer. In den Sommerferien setzte er sich dann in Hamburg in den Bus nach Sofia und stellte fest: "Ja, das kann man nicht kalkulieren, die kam zurecht völlig zu spät."
Reisetipps von den Schülern
Nach Bulgarien hat Jan Kammann auch schon den Iran, Armenien, den Kosovo, Albanien und Italien besucht. Besonders der Iran hat den Lehrer fasziniert. "Ich habe noch nie gastfreundlichere Menschen gesehen", sagt er.
Für seine Reisen haben ihm seine Schüler kleine Reiseführer mit Tipps und Empfehlungen aus ihren Heimatländern geschrieben. Bis Jan Kammann im September nächsten Jahres wieder vor seiner Klasse stehen muss, will er noch nach Kuba, Nicaragua, Südkorea, Russland und in die Ukraine reisen. Als letzte Station steht Ghana auf seiner Liste: Das hat er einem Schüler fest versprochen.