Israelisches MilitärKnast für Kriegsdienstverweigerin
Die Israelin Atalaya will nicht zum Militär. Dafür geht sie für mindestens 30 Tage ins Gefängnis. Denn in Israel gilt die allgemeine Wehrpflicht für alle ab 18.
Atalya Ben Abba ist 18 und sie ist eine Wehrdienstverweigerin. Seit Kurzem sitzt sie im Gefängnis. Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Christina Schmitt hat sie vor einiger Zeit getroffen, einen Tag, bevor sie ihre Haft angetreten musste. 30 Tage Gefängnis dafür, dass sie den Kriegsdienst ablehnt. Denn in Israel gilt die Wehrpflicht für alle ab 18. Männer werden für drei Jahre einberufen, Frauen für zwei Jahre. Ausnahmen gibt es nur bei körperlichen oder psychische Erkrankungen und aus religiösen Gründen. Und auch auch Israelis mit palästinensischem Hintergrund sind von der Wehrpflicht ausgenommen.
Atalya sagt, sie wolle kein Teil der Besatzung sein. Damit bezieht sie sich darauf, dass das israelische Militär die Grenzen zu den palästinensischen Gebieten kontrolliert.
"They are the ones who are making it happen and for me being a part of the system is against everything I believe in. Like being a part of a system that oppresses people and uses violence.
Dieses Argument gegen einen Kriegsdienst akzeptieren die israelischen Behörden jedoch nicht, erklärt Christina Schmitt. Eine klassische Wehrdienstverweigerung, so wie es sie in Deutschland mit dem "Wehrersatzdienst", dem Zivildienst, gab, gibt es in Israel nicht.
Eine Möglichkeit für Atalaya wäre, "dass sie sagt, ich bin streng religiös und möchte daher nicht zum Wehrdienst gehen", so Christina Schmitt. Solche Umstände vorzuschieben wäre zwar nicht legal, aber möglich und in Atalyas Fall wäre es vielleicht sogar der einfachere Weg - das hatte ihr auch ihr Vater nahe gelegt.
Aber Atalya lehnt das ab. "I could pretend to be religious. But that’s not the choice I made. I made the choice to be very honest to my believes and my opinions."
Nicht den leichten Weg gehen
Mit ihrer Verweigerung hat sie viel Aufmerksamkeit bekommen – eben weil sie eine von wenigen Ausnahmen ist, die diesen Weg gehen. In der israelischen Gesellschaft sei es verpönt, nicht zum Militär zu gehen, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Christina Schmitt.
"I think, here are many people who think that I deserve to go to prison because in the way Israeli society sees the conflict, like we are equal and we are fighting a war against the Palestinians and we must protect ourselves."
Es ist schon Atalyas zweite Haftstrafe für die Verweigerung. Beim ersten Mal musste sie für 20 Tage ins Gefängnis. Auch beim zweiten Mal ist dies für sie kein leichter Gang
Bis zu 150 Tage Haft
Mittlerweile ist Atalya wieder seit drei Wochen in Haft. Wenn sie die 30 Tage Gefängnis hinter sich hat, ist es aber noch nicht vorbei. Dann muss sie erneut beim Militärgericht, einer sogenannten Gewissenskommission, vorsprechen. Verweigert sie erneut, bedeutet das, wieder bis zu 30 Tage Gefängnis. Ungefähr fünf Mal wird dieses Prozedere bei Kriegsdienstverweigerern im Schnitt wiederholt.
In vergangenen Fällen saßen verweigernde Frauen und Männer beispielsweise 130 Tage oder sogar 150 Tage ein. Werden sie am Ende vom Kriegsdienst ausgenommen, heißt das nicht unbedingt, dass der Ausschluss aus Gewissensgründen akzeptiert wird, es kann auch sein, dass die Kommission die Person letztlich als nicht geeignet fürs Militär ansieht.
- Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern | bpb.de
- Gewissen gegen Gesetz | spiegel.de
- Der Störenfried | freitag.de
- Freiwillig in der Armee | bento.de