KontaktbeschränkungViel zuhause: Selbstverwirklichung statt Lagerkoller
Viele Menschen auf kleinem Raum zu Hause, Isolation und die Ungewissheit, wann das Ganze vorbei sein wird. Das klingt nach großem Konfliktpotenzial. Die Situation kann allerdings auch zur Chance werden.
Auch wenn uns allen die Dringlichkeit der Kontaktbeschränkung spätestens mit Blick nach Italien klar sein sollte, hadern wir mit der Vorstellung auf ungewisse Zeit zu Hause bleiben zu sollen. Aber: Vielleicht können wir ja auch die guten Seiten sehen.
Annemarie Wollschläger, Mediatorin und Coachin Berlin, hält die Isolationssituation der nächsten Wochen nicht nur für schlecht. Wir könnten - je nach Möglichkeit - selbstbestimmter leben, unsere eigene Verantwortung entdecken und nutzen, indem wir uns zum Beispiel einen eigenen Zeitplan machen, der womöglich sonst auch fremdbestimmt ist, etwa durch feste Arbeitszeiten.
"Verantwortung haben und die auch nutzen: Zum Beispiel um sich einen eigenen Zeitplan zu machen."
Auch wenn viele Menschen während der Isolation mit Einsamkeit umgehen müssen, gibt es auch genau das Gegenteil: Der Zwang in den nächsten Wochen mit der WG oder der Partnerin bzw. dem Partner auf kleinstem Raum klar kommen zu müssen.
Mit richtiger Planung und guter Kommunikation könne das Konfliktpotenzial jedoch gesenkt werden, sagt Annemarie Wollschläger.
Jede Person müsse sich aber klar machen und auch aussprechen können: Was brauche ich, was möchte ich und was kann ich? Es muss besprochen werden, wie viel Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten jeder Mensch in der Wohnung benötigt, wer einkaufen gehen will und wie die Tagesstruktur aussehen sollte, damit alle genug Raum für sich selbst haben.
Die Angst vor dem Ungewissen
Aber egal wie viel wir planen, kommunizieren und organisieren: Die Zeit in der Isolation birgt auch die Gefahr, dass wir mit unseren Ängsten allein sind. Die aktuelle Situation kann genau die verstärken. "Unbekannte Bedrohungen lösen stärkere Angstgefühle in uns aus als bekannte", sagt die Psychotherapeutin Ulrike Schneider-Schmid aus Berlin. Um damit besser umgehen zu können, sollten wir diese Angst zulassen.
"Neue Bedrohungen lösen stärkere Angstgefühle in uns aus als bekannte.“
Um in den nächsten Wochen besser durch die Isolation zu kommen, hat Ulrike Schneide-Schmid uns ihre Tipps verraten:
- Starken Nachrichtenkonsum reduzieren und auf sachliche Medien und seriöse Quellen achten.
- Jeden Tag Bewegung in den Tag einbauen, zum Beispiel durch Sport oder Spazierengehen an der frischen Luft.
- Jeden Tag eine Sache vornehmen, die uns glücklich macht.